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Bei Lungenkrebs hilft nicht nur Chemotherapie

Gesundheitstipp von Oberarzt Dr. med. Thorsten Wenzel, stellv. Direktor der Medizinischen Klinik V – Onkologie und Hämatologie

Die Diagnose des Lungenkrebses wird mittels feingeweblicher Untersuchung gestellt. Die Diagnostik und Therapie des Lungenkrebses ist multidisziplinär. Umgesetzt wird dies in sogenannten Tumorkonferenzen, in welchen für alle Patienten gemeinsam individuelle Empfehlungen ausgesprochen werden. Unterschieden wird, ob die Erkrankung lokal begrenzt, lokal fortgeschritten oder metastasiert ist. Im ersten Fall besteht das Ziel, die Erkrankung operativ zu entfernen. Eventuell werden moderne operative Verfahren mit einer Bestrahlung und/oder einer Chemotherapie kombiniert. Im Falle einer lokal fortgeschrittenen Erkrankung dominiert die Strahlentherapie, die mit Chemotherapie kombiniert werden kann. In einigen Fällen kann auch hier eine erhaltende Immuntherapie verabreicht werden, die die Langzeitprognose der Patienten mit Lungenkrebs nach moderner Strahlenchemotherapie nochmals deutlich verbessert.

Wenn sich bereits entfernte Absiedlungen der Erkrankung (Metastasen) in anderen Organen gebildet haben, ist die Standardbehandlung eine sogenannte Systemtherapie. Es handelt sich hierbei um Infusionen oder Tabletten, die nahezu im ganzen Körper gegen die Krebserkrankung wirken können. Je nach feingeweblicher Unterart des Lungenkrebses und nach Allgemeinzustand variiert die klassische Chemotherapie. Auch hierbei gibt es positive Weiterentwicklungen im Hinblick auf die Wirksamkeit und vor allem die Verträglichkeit.

In vielen Fällen kann zusätzlich oder als alleinige Behandlung eine Therapie mit sogenannten „Checkpointinhibitoren“ (Immuntherapie) erfolgen. Dies hängt bei der Erstdiagnose von den Ergebnissen der histologischen bzw. histochemischen Spezialuntersuchungen ab.

Die Immuntherapie führt zu einer Reaktivierung der körpereigenen Immunzellen (T-Lymphozyten) gegen die Krebszellen. Durch die Immuntherapie alleine oder die Kombination mit Chemotherapie kann die Überlebenszeit teils deutlich verlängert werden und das bei guter Lebensqualität.

Bei mittlerweile 10 bis 20 Prozent aller Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs können sogenannte zielgerichtete Substanzen zum Einsatz kommen (Tablettentherapie). Weitere Bausteine der Therapie im metastasierten Stadium sind in manchen Fällen die chirurgische oder strahlentherapeutische Behandlung von Absiedlungen, lokale endoskopische Techniken, die Hinzunahme von Medikamenten gegen die Gefäßneubildung von Tumoren und der Einsatz von Wachstumsfaktoren zur Unterstützung der Blutbildung und von knochenstabilisierenden Substanzen. Eine wichtige Rolle kann der palliativmedizinischen und psychoonkologischen Betreuung zukommen. Zu allen Zeitpunkten müssen der Patientenwille und der Erhalt der Lebensqualität den höchsten Stellenwert haben!

30. Oktober 2019