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Long-Covid: Infektion überstanden - und doch nicht gesund?

Ein Gesundheitstipp von Dr. med. Cihan Çelik, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie.

3,58 Millionen Menschen sind in Deutschland seit Beginn der Pandemie an Covid-19 erkrankt. 3,27 Millionen von ihnen haben die Erkrankung überstanden. Aber einige von ihnen haben auch Wochen nach der akuten Erkrankung anhaltende Beschwerden.
Während der ersten Pandemiewelle in 2020 verliefen etwa 80 Prozent der Fälle in Deutschland mild; 18 Prozent wurden stationär aufgenommen, darunter wurden im Verlauf 14 Prozent auf einer Intensivstation behandelt. Insbesondere, aber nicht nur, bei Patient*innen mit schweren Verläufen bleiben nach überstandener Akuterkrankung oft einige Symptome: beispielsweise Luftnot bei Belastungen, anhaltender Husten und Leistungsschwäche, Nierenschäden, Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns und kognitive Beeinträchtigungen. Dazu kommen psychische Symptome, zum Beispiel emotionale Belastungen durch Depressivität oder Angstsymptome. In einer Extremform kann es zum Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) kommen. Die Betroffenen sind dabei durch die starken Erschöpfungssyndrome nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu führen. Die Objektivierung dieser vielfältigen Symptome ist oft schwierig und nicht immer möglich.
Eigentlich sind weiter bestehende Symptome nach Infektionskrankheiten keine Seltenheit. Auch nach einer Grippe benötigen viele Patient*innen längere Zeit, bis sie sich vollständig erholt haben, auch wenn die Influenza längst überstanden ist. Nach Infektionen mit dem neuen Coronavirus wird diese verzögerte Erholung als Long-Covid bezeichnet. Ihr Ausmaß scheint größer als die einer Grippeerkrankung zu sein, wie Studien nachgewiesen haben. Wobei es noch immer nicht ganz klar ist, ob es wirklich häufiger auftritt, oder häufiger beobachtet wird. Wahrscheinlich beides. In der aktuellen Pandemiesituation gibt es viele Störgrößen, die Patienten müssen im Verlauf weiter begleitet werden. Glücklicherweise gehen die Symptome bei den allermeisten Patient*innen mit der Zeit zurück.
In Analysen wurde festgestellt, dass es häufiger zu anhaltenden Symptomen kommt, wenn der Krankheitsverlauf schwer war. Aber auch bei milden Verläufen ohne Krankenhausbehandlung berichten ungefähr zehn bis 20 Prozent von anhaltenden Symptomen über drei Wochen hinaus, zwei Prozent auch noch nach mehr als zwei Monaten. Die Hauptrisikofaktoren für Long-Covid sind: ein schwerer Verlauf, das weibliche Geschlecht und Vorerkrankungen.
An diesem Thema wird eifrig geforscht, aktuell steht uns eine Rehabilitationstherapie zur Verfügung, die über den Hausarzt oder während der stationären Therapie in die Wege geleitet werden kann. In Deutschland gibt es circa 4000 Plätze in einer Rehabilitationsklinik für Lungenerkrankungen. Derzeit ist das deutlich zu wenig. 
Der beste Schutz gegen Long-Covid ist die Verhinderung einer Infektion. Dazu zählen weiterhin die allgemeinen Hygienemaßnahmen und nun auch die Impfung. Dazu gibt es noch eine Hoffnungsmeldung für viele Menschen, die nach ihrer Infektion an Long-Covid leiden: In einer kleinen britischen Studie berichteten geimpfte Patient*innen, dass sich ihre Symptome nach der Impfung besserten.