Notfall
Terminanfrage
Schwangerschaft & Geburt
Lageplan
Ansprechpersonen
Lob & Kritik

Erkennung und Behandlung der Herzschwäche

Gesundheitstipp von Dr. Hiller Moehlis, Leitender Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist der häufigste Grund, warum Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

Die Auslöser der Herzschwäche sind vielschichtig: Am häufigsten ist es eine Durchblutungsstörung des Herzen (koronare Herzerkrankung), gefolgt von einem schlecht eingestellten Bluthochdruck, Herzmuskelentzündung (zum Beispiel durch einen Virus) und angeborene Herzmuskelerkrankungen. Aber auch Erkrankungen der Herzklappen (Verengung oder Schließungsstörungen) sowie Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) spielen eine Rolle.

Das Kardinal-Symptom, das die Betroffenen zu ihrem Arzt gehen lässt, ist die zunehmende Leistungsminderung und Luftnot. Diese Beschwerden treten am Anfang nur bei Belastung auf, steigern sich aber bei immer weiter abnehmender Belastbarkeit bis schließlich unter Ruhebedingungen bereits massive Luftnot auftritt. Als sichtbare Zeichen der Herzschwäche klagen die Patienten über „dicke Beine“, die Schuhe passen nicht mehr, sie können nicht mehr flach liegen und müssen nachts häufig auf Toilette zum Wasserlassen. Die Ursache hierfür ist die zunehmende Wassereinlagerung im Körper. Hinzukommen beschleunigter Puls und eventuell sogar Herzschmerzen, die sogenannte „Herzenge“ (Angina pectoris).

Zu den Untersuchungen, die nötig sind, um eine Herzschwäche zu diagnostizieren gehören: Blutdruck und Puls messen, EKG und gegeben falls ein Röntgenbild von Herz und Lunge. Als nächster Schritt ist die Durchführung eines Herzultraschalls angebracht. Hier zeigt sich, ob die Pumpfunktion des Herzen eingeschränkt ist, ob Klappenerkrankungen vorliegen oder ob es eine Durchblutungsstörung gibt.

Insbesondere die eingeschränkte Pumpleistung des Herzen mit oder ohne Hinweis auf eine Durchblutungsstörung macht die Vorstellung bei einem Kardiologen notwendig. Er wird die Indikation zu einer Untersuchung der Herzkranzgefäße, einem „Herzkatheter“ stellen. Hier werden mit Hilfe von Röntgenkontrastmittel die Herzkranzgefäße sichtbar gemacht. Es können so Engstellen oder gar lange bestehende Verschlüsse der Herzkranzgefäße erkannt werden. Die Behandlung der Engstellen der Herzkranzgefäße ist die Ballondehnung und Implantation einer Gefäßstütze (Stent). Für die Wiedereröffnung chronischer (manchmal viele Jahre bestehender) Verschlüsse bedarf es einer ausgewiesen Erfahrung und Expertise.

Nach erfolgreicher Beseitigung der Engstellen oder Wiedereröffnung eines chronischen Gefäßverschlusses verspüren die Patienten unmittelbar nach der Behandlung eine Normalisierung ihrer Leistungsfähigkeit ohne Luftnot. Herzklappenerkrankungen werden ebenfalls durch spezielle Ultraschalluntersuchungen des Herzen sichtbar und quantifizierbar gemacht. Sind Herzklappenerkrankungen ursächlich für die Herzschwäche können bei geeigneten Patienten kathetergestützte Behandlungstechniken einen operativen Ersatz der Herzklappe häufig vermeiden.

Bestimmte Arten von Herzrhythmusstörungen lassen sich erfolgreich in einer elektrophysiologischen Untersuchung diagnostizieren und beseitigen. Das Ziel in der Behandlung der Herzschwäche ist immer die Ursache zu beseitigen/therapieren.

Gelegentlich ist die Herzschwäche der Patienten so gravierend, dass Herzunterstützungssysteme zum Einsatz kommen müssen, um das Leben des Patienten zu erhalten, bis die Herzfunktion stabilisiert ist. Damit es nicht zu solchen extremen Situationen kommt, raten wir dazu, die genannten Beschwerden ernst zu nehmen und frühzeitig einen Arzt aufzusuchen.

Gleichzeitig können Patienten mit Herzschwäche selbst etwas für sich tun.  Neben gesunder Ernährung, Aufgabe des Rauchens und Gewichtsreduktion bei Übergewicht gehört hier in erster Linie die tägliche Kontrolle des Körpergewichtes. Eine Zunahme bedeutet in den allermeisten Fällen wieder eine Wassereinlagerung bedingt durch die bestehende Herzschwäche.  

Eine weitere wichtige Säule ist die zuverlässige Einnahme der verordneten Medikamente und regelmäßige Betreuung durch den Hausarzt.

24. November 2020