„You are an Ironman“ - so begrüßte der Rennsprecher die Bensheimerin Heike Dieteren (60) bei der Überquerung der Ziellinie des legendären Ironman Triathlons (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen) auf Big Island Hawaii bei der Weltmeisterschaft 2019. Ein Lebenstraum ging in Erfüllung. Später wurde sie für diese Leistung zur Sportlerin des Jahres in Bensheim gekürt. Der Kampf mit sich und den Naturelementen, das jahrelange Training hatte sich gelohnt.
Aufgeben war für sie nie eine Option. Auch nicht, als sie vor dem größten Kampf ihres Lebens stand: Anfang 2004 fingen bei der damals 44-jährigen Sportlehrerin und zweifachen Mutter starke monatliche Blutungen mit Krämpfen im Unterleib an. Der betreuende Frauenarzt stellte bei mehreren Besuchen nichts Besorgniserregendes fest. Als dann heftige Rückenbeschwerden mit Ausstrahlungen ins Bein hinzukamen, wurde ein MRT von der Lendenwirbelsäule angefertigt, ohne krankhaften Befund. Die Höchstdosis an Schmerzmitteln reichte mittlerweile nicht mehr aus. Sport treiben war eine Wohltat, Heike bereitete sich gerade auf eine Pyrenäenrundfahrt vor. Aber in Ruhe wurden die Rückenschmerzen unerträglich. Dazu kamen immer wieder plötzlich auftretende starke Blutungen. Im Juni war dann doch ein positiver Pap-Test vorhanden. Eine darauffolgende Biopsie brachte die Diagnose: Gebärmutterhalskrebs (Stad. IIIb). Es folgte die Überweisung ins Klinikum Darmstadt. Durch weitere Labor- und radiologische Untersuchungen wurde die Diagnose bestätigt und ergänzt. Die Prognose war niederschmetternd, aber Heike sah es sportlich und nahm den Kampf auf.
Sie vertraute sich damals dem Team um Prof. Dr. med. Kober an, das jetzt Prof. Dr. Christian Weiß leitet, als Direktor des Instituts für Radioonkologie und Strahlentherapie. Es folgte eine zwei-monatige Radio-Chemotherapie. Auch während dieser schweren Zeit betrieb Heike „leichten“ Sport. Den Weg zur Therapie bestritt sie teilweise mit ihren Inline Skates. Nordic-Walking-Touren zusammen mit ihrem Mann ersetzten das Radtraining für die Pyrenäen.
Das Ergebnis der Therapie war erfolgsversprechend: die Tumormarker sanken, im radiologischen Befund wurde der Tumor kleiner und die Rückenschmerzen verschwanden. Die erste Etappe war gewonnen. Jetzt ging es darum, den geschwächten Körper auf Vordermann zu bringen. Was gab es da Besseres als ihren geliebten Ausdauersport Triathlon? Es entspannte den Geist, lenkte ab, kräftigte Muskeln und Gelenke sowie das Herz-Kreislaufsystem und stärkte nebenbei das Immunsystem. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung und ein funktionierendes soziales Umfeld sorgten für den Rest, sagt Heike Dieteren heute.
Was Heike Dieteren Frauen in einer ähnlichen Situation mit auf dem Weg geben möchte?
- Eine HPV-Impfung zur Prävention ist ein „muss“ (damals gab es das noch nicht, und HPV als Verursacher von Gebärmutterhalskrebs wurde gerade erforscht). Gerade bei jungen Mädchen vor dem 18. Lebensjahr sollte diese Impfung unbedingt durchgeführt werden. Dies ist sogar eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung
- Hören Sie auf Ihren Körper. Und pflegen Sie Ihren Körper, ob mit Entspannung oder Sport oder beidem. Bewegung oder Sport vor allem an der frischen Luft gibt ein Wohlbefinden, das durch nichts zu ersetzen ist.
- Finden Sie Ihren persönlichen Weg in der Therapie. Vertrauen Sie den Ärzten des Klinikums Darmstadt, dort sind Sie bestens aufgehoben.
- Und bedenken Sie: Aufgeben ist keine Option!
Zur Weltmeisterschaft nach Hawaii kommt man nicht einfach, weil man es gerne möchte, sondern man muss sich auf einem der Ironman-Langdistanzrennen auf der Welt mit einem Sieg oder einer Top- Platzierung qualifizieren. Ich hatte zwar klar diesen Traum von Hawaii (das hat jeder "echte" Triathlet), hielt es aber definitiv niemals für ein realistisches Ziel, vor allem auch, weil ich durch diese Krankheit durchaus mit dem Training bei "Null" neu angefangen hatte und wusste, dass Sport nicht Alles ist.
„Damals kam auch für mich der Sieg beim Ironman Zürich 2019 sehr überraschend“, erzählt sie weiter, durch diesen hatte sie sich für Hawaii qualifiziert. „Das war dann wirklich eine unglaubliche Freude!“
Nach längerer Zeit, habe ich mal wieder meinen Ordner "mein Leben" herausgeholt. Dort liegen alle Arztberichte und Laborwerte gesammelt. „Ehrlich gesagt, ohne diesen Ordner hätte ich überhaupt nicht sagen können, wie die Krankheit abgelaufen ist. Das ging damals alles so schnell. Ich habe mich bisher nie mit den Einzelheiten beschäftigt, habe eigentlich immer den Ärzten vertraut.“ Für Heike Dieteren ging das Lebensrezept bestens auf.
Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs gehört zu den gynäkologischen Tumoren. „In Diagnostik und Therapie dieser Tumore ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich, um die optimale Therapiestrategie für die uns anvertrauten Patientinnen festzulegen“, erläutert Prof. Dr. Christian Weiß als Sprecher des Onkologischen Zentrums am Klinikum Darmstadt.
In Abhängigkeit der Tumorausdehnung kann die alleinige Operation, je nach weiteren Risikofaktoren ergänzt durch eine Strahlenchemotherapie oder auch die alleinige Radiochemotherapie die für die Patientin maßgeschneiderte Therapie sein. Auch begleitende Maßnahmen und psychosoziale Unterstützung tragen zum Erfolg einer Behandlung bei. Zur Überprüfung und Bestätigung einer hochqualitativen interdisziplinären Behandlung zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft Zentren mit großer Erfahrung nach bestimmten Qualitätskriterien: Am Klinikum Darmstadt wird diese hohe Qualität durch das Gynäkologische Krebszentrum unter Leitung von PD Dr. Sven Ackermann seit 2012 wiederholt bestätigt.
In frühen Tumorstadien ist es sogar möglich, auch bei Frauen mit Gebärmutterhalskrebs die Fertilität zu erhalten, sodass die oftmals noch sehr jungen Patientinnen – ein Erkrankungsgipfel ist Mitte bis Ende 30 - durchaus noch Kinder bekommen können, weiß PD Dr. Sven Ackermann. "Und selbst in höheren Tumorstadien ist, wie man an Heike Dieteren sehen kann, ein lebenswertes Langzeitüberleben möglich. Der Schlüssel hierzu ist allerdings das frühzeitige Erkennen und die Behandlung in einer spezialisierten Einrichtung wie einem Zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum, wie dem am Klinikum Darmstadt, in dem alle Fachleute aus Gynäkologie, Pathologie, Radioonkologie und Radiologie eng zusammenarbeiten, um die beste Therapie für die jeweilige Patientin individuell maß zuschneidern.
Das Fazit lautet: Gebärmutterhalskrebs ist heute meistens heilbar.
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