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Herzrhythmusstörungen

Gesundheitstipp von Dr. Hiller Moehlis, Oberarzt in der Medizinischen Klinik I – Kardiologie und internistische Intensivmedizin

Der Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist die häufigste internistische Erkrankung. Bei rund 90 Prozent aller Patienten mit Bluthochdruck lässt sich keine unmittelbare Ursache wie beispielsweise eine Verengung der Nierengefäße oder auch hormonelle Störungen finden.  Es ist vielmehr ein multifaktorielles Geschehen, bei dem die Veranlagung/Vererbung auch eine Rolle spielt. 

Die Behandlung des Bluthochdruckes ist in der Regel ganz einfach. Es gibt allerdings auch Patienten, bei denen der Bluthochdruck nur schwer einstellbar ist. Bei diesen Patienten ist es daher notwendig, dass mehr Tabletten eingenommen werden müssen, um den Blutdruck in den Zielbereich zu bringen. 

Bei nicht gut eingestelltem Bluthochdruck können verschiedene Spätfolgen entstehen. Beispielsweise können sich gefährliche Herzrhythmusstörungen entwickeln. Hier ist vor allen Dingen das Auftreten des Vorhofflimmerns (erkennbar an schnellen unregelmäßigen Puls) zu nennen. Gerade bei Vorhofflimmern, wenn es unentdeckt bleibt, besteht die große Gefahr einen Schlaganfall davon zu tragen.

Das Herz hat einen natürlichen Taktgeber. Dadurch wird die bedarfsgerechte Herzfrequenz gesteuert und durch die Kontraktion (Zusammenziehen)  der Vorkammern die Füllung der Hauptkammern des Herzen.                                                                                                                                                                                 Wird der Taktgeber des Herzens durch elektrische Störsignale, die meistens aus den Lungenvenen kommen, gestört, kann Vorhofflimmern entstehen. Dies bedeutet das Herz schlägt meistens sehr schnell und unregelmäßig, die Füllung der Herzkammern und damit die Leistungsfähigkeit des Herzens ist gestört. Die weitaus bedeutsamere Folge ist jedoch, dass durch Vorhofflimmern keine rhythmische Kontraktion der Vorkammermuskulatur mehr stattfindet und  dadurch die Blutströmung sistiert. Immer wenn Blut nicht mehr richtig in Bewegung ist, gerinnt es.                                                                       Dadurch, dass die Vorhöfe nicht mehr rhythmisch schlagen, können sich gerade in einem Aussackungsbereich der linken Vorkammer des Herzens, Herzrohr genannt, Blutgerinnsel bilden, die aus dem linken Herzohr ausgespült werden können und dem Blutstrom folgend sich in allen Regionen des Körpers (Leber, Nieren, Darm, Extremitäten) festsetzen. Leider sind die Kopfgefäße die ersten Abgänge unserer Hauptschlagader.  Dadurch bleiben die Gerinnsel sehr häufig in den Hirngefäßen hängen. Die Folge ist ein Schlaganfall, dessen Symptomatik/Lähmungserscheinung je nach Größe des Blutgerinnsels unterschiedlich schwer ausfallen kann.

Die Erstmanifestation des Vorhofflimmern äußert sich überwiegend  als schneller und unregelmäßiger Puls, der zu verminderter Leistungsfähigkeit, Luftnot, Herzschmerzen, Schwindel, manchmal sogar zu Bewusstlosigkeit führen kann. Das sind alles Symptome, die zusätzlich Angstmachen und damit die Beschwerden verschlimmern können. Gerade wenn das Vorhofflimmern nicht erkannt wird  können sich Folgeerkrankungen wie der oben bereits erwähnte Schlaganfall, aber auch eine Herzschwäche begleitet von Funktionsstörungen der Herzklappen entwickeln.   

Es gibt neben dem schlecht eingestellten Bluthochdruck noch weitere Ursachen  für das Auftreten von Vorhofflimmern.  Dies sind u.a. Herzmuskelschwäche (z.B. nach Herzinfarkt), Verengung der Herzkranzgefäße, Herzklappenerkrankungen, Überfunktion der Schilddrüse, aber auch erhöhter Alkoholkonsum.

Das größte Risiko für das Auftreten des Vorhofflimmerns ist jedoch das Alter.  Im fünften Lebensjahrzent beträgt das Risiko 1 Prozent, im achten Lebensjahrzent 16 Prozent, Männer erkranken häufiger und früher als Frauen.

Gegen das Vorhofflimmern gibt es mehrere Therapieoptionen. Das sind in der Akutphase Medikamente zur Behandlung des schnellen Herzschlages.  Ziel aller Maßnahmen sollte die Wiederherstellung des „normalen“ Herzschlages sein.  Hierzu können Medikamente verwendet werden. Vor allen Dingen lässt sich dieses mit gutem und bleibendem Erfolg durch eine elektrophysiologische Untersuchung (Messung der elektrischen Herzströme mittels spezieller Elektrodenkatheter) und Behandlung erreichen.

Die auslösenden elektrischen Störimpulse für das Auftreten des Vorhofflimmerns entstehen meist in den Lungenvenen, die in den linken Vorhof  (Vorkammer) münden. Mit der sogenannten „Kälteballonbehandlung“ (Cryo-Ablation) im Rahmen der elektrophysiologischen Untersuchung kann durch das Herunterkühlen des Gewebes bis auf -40 bis -50 Grad eine elektrische Isolation der Lungenvenen erreicht werden. Die auslösenden elektrischen Störsignale können somit nicht mehr auf die Vorhofmuskulatur übergeleitet werden und das Vorhofflimmern auslösen.

Daneben spielt auch eine Blut verdünnende medikamentöse Therapie zur Verhinderung von Schlaganfällen eine sehr wichtige Rolle.  Ihr Arzt ermittelt anhand einer Punkteskala ihr Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern und legt damit die Dauer der Blut verdünnenden Medikamententherapie fest. In den allermeisten Fällen ist dies  bei Vorhofflimmer-Patienten eine dauerhafte und regelmäßig einzunehmende Behandlung, die dann zuverlässig vor einem Schlaganfall schützt.

Aber wie bei allen Erkrankungen ist es besser den Anfängen zu wehren, das heißt sich gesund zu ernähren, Übergewicht vermeiden, sich sportlich zu betätigen, Nikotin- und Alkoholkonsum zu meiden und auf einen gut eingestellten Blutdruck zu achten. Mit zunehmendem Lebensalter  ist es ratsam sich gelegentlich den Puls zu fühlen, gerade wenn man den Eindruck hat das „Herz stolpert“.  Dann sollte unbedingt die Hausärztin/der Hausarzt aufgesucht werden um eine mögliche Störung des Herzrhythmus abzuklären, damit schwerwiegende Folgen (z.B. ein Schlaganfall) verhindert werden.