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Immer auf der Suche nach der nächsten Toilette?

Gesundheitstipp von Dr. Ricarda Peine, Oberärztin der Chirurgischen Klinik I

Einfach nur mal in die Stadt gehen zum Shoppen ist undenkbar ohne vorherigen Toilettengang? Vornehmlich Frauen, aber auch Männer, sind von dem ständigen Gefühl betroffen, noch einmal „zu müssen“, obwohl sie doch gerade erst waren. Oder es gibt peinliche Situationen, in denen es zunächst unbemerkt bleibt, dass sich Darm oder Blase gerade entleert. Zum Erkrankungsbild gehört mitunter auch ein sogenannter Darmvorfall, der immer wieder zurückgeschoben werden muss und der die Mobilität massiv einschränkt. Hierbei handelt es sich um eine Stuhl- oder/und Urinhalteschwäche oder um das Gegenteil: ein sogenanntes Verstopfungssyndrom.

Um die genaue Ursache dieser oftmals durch Bindegewebsschwäche bedingten Krankheitsbilder herauszufinden, stehen unterschiedliche Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mit diesen Untersuchungen schauen sich Ärztinnen und Ärzte den Beckenboden, also Enddarm, Scheide und Blase an und testen deren Funktion. Dazu arbeiten im Klinikum Darmstadt drei Fachsparten unter einem Dach zusammen: Chirurgie, Gynäkologie und Urologie. Neben der klinischen Untersuchung existieren jedoch auch bildgebende Verfahren wie zum Beispiel eine Ausscheidungsdarstellung im MRT. Die Ergebnisse des MRTs zeigen, welche Therapien geeignet sind.

Die Palette der in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ist groß. Sie beginnt mit einfachen stuhlregulierenden Maßnahmen wie der Einnahme von Flohsamenschalen und der Einhaltung einer ausreichenden Trinkmenge - bei herzgesunden Patientinnen und Patienten sind das etwa 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Beckenbodengymnastik ist eine weitere mögliche Therapie. Diese kann nach entsprechender Anleitung zu Hause durchgeführt werden und effektiv dabei helfen, eine Operation zu vermeiden. Gehen die Beschwerden trotz Beckenbodentraining nicht zurück, kann unter Umständen eine Operation eine sinnvolle Behandlung sein. Hierbei ist es möglich, Schrittmachersonden in den Beckenboden und den Schließmuskel des Anus einzusetzen. Vor allem bei Stuhl- und Urinhalteschwäche kommt dieses Verfahren zum Einsatz. Bei Vorfall des vorderen Beckenbodenanteils, also Scheide und Blase können  Beckenbodenplastiken mittels Netzen eingesetzt werden. Aber auch darmverkürzende Operationen vom Anus oder vom Bauchinneren aus zählen zu sinnvollen Alternativen. Letztere Verfahren können beim Vorliegen eines inneren oder äußeren Enddarmvorfalles oder einer Enddarmausstülpung zur Anwendung kommen. Ziel all dieser Maßnahme ist es, Patientinnen und Patienten wieder einen lebenswerten Alltag zu ermöglichen, ohne die ständige angstvolle Suche nach der nächsten Toilette.

25. März 2020