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Leberzirrhose - Wenn die Leber nicht mehr so richtig arbeiten will

Gesundheitstipp von Prof. Dr. med. Carl Schimanski, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatopankreatologie, Endokrinologie und Pneumologie

Den Begriff Leberzirrhose haben viele Menschen in ihrem Leben schon einmal gehört. Aber was ist eigentlich eine Leberzirrhose? Eine Leberzirrhose entsteht aufgrund einer jahrelangen Entzündung der Leber, einer Hepatitis. Als Folge der Hepatitis kommt es zu einer zunehmenden Vernarbung in der Leber. Durchgreift diese Vernarbung im letzten Stadium die komplette Leber, so spricht man von einer Leberzirrhose, bei der die Leber aus vielen kleinen Gewebeknoten besteht. Dies führt einerseits dazu, dass die Leber ihrer normalen Funktion - der Entgiftung, der Mitarbeit im Blutzuckerstoffwechsel aber auch der Bildung von lebenswichtigen Eiweißen - nicht mehr gerecht werden kann. Am einfachsten erkennt man das Ausmaß der Schädigung am Quick-Wert, der die Gerinnungsleistung des Blutes beschreibt. Ein normaler Wert liegt über 85 Prozent. Bei der Leberzirrhose sinkt dieser Wert immer weiter ab, da die Leber nicht mehr genügend Gerinnungsfaktoren bilden kann – er kann bis auf 10 bis 20 Prozent absinken. Daher besteht in dieser Situation auch eine erhöhte Blutungsneigung, Patienten entwickeln häufig Blutergüsse und können im Magen-Darm-Trakt schwere Blutungen aufweisen.

Die Leber produziert aber nicht nur Gerinnungsfaktoren, sondern viele andere Eiweiße, die für das Überleben wichtig sind. Ein sehr wichtiges Eiweiß ist Albumin, das wie ein Schwamm dafür sorgt, dass Flüssigkeit im Gefäßsystem bleibt und sich nicht außerhalb von Gefäßen sammelt. Fällt dieses ab, so entwickeln Betroffene zum Teil  ausgeprägte Ödeme in den Beinen oder aber freie Flüssigkeit im Bauchraum, die wir Aszites nennen. Infektionen des Aszites sind nicht selten und verschlechtern den Zustand des Patienten rasch.

Aufgrund der Vernarbungen und Knotenbildungen der Leber ist auch der Blutfluss durch die Leber eingeschränkt. Unsere Nährstoffe werden durch die Darmvenen über die Pfortader in die Leber transportiert. Von hier aus fließt das Blut über die untere Hohlvene zum Herzen. Ist die Leber nun derart erkrankt und vernarbt, so reduziert sich dieser Blutfluss. Es kann gar eine Thrombose der Pfortader auftreten mit einer nachfolgenden Durchblutungsstörung der Leber. Hierbei steigt der Blutdruck in der Pfortader und das Blut wird über Umwege um die Leber zum Herzen transportiert. Diese führen häufig über Krampfadern in Magen, Speiseröhre oder auch Enddarm. Folge können ausgeprägte und gefährliche Krampfaderblutungen in diesen Bereichen sein. In dieser Situation bedarf es einer Notfall-Endoskopie mit Abbindung/Verödung der blutenden Krampfadern.

Mit zunehmender Leberschädigung sinkt auch die Entgiftungsfunktion der Leber, was sich in einer zunehmenden Verwirrung von Patienten darstellt, die bis zum Koma voranschreiten kann.

Die Ursachen einer chronischen Leberentzündung sind vielfältig: Alkoholkonsum ist eine häufige Ursache. Jedoch gibt es viele weitere Ursachen, wie chronische Virusinfektionen (Hepatitis B und Hepatitis C), autoimmune Entzündungen der Leber (AIH, PBC) oder auch Störungen des Eisen- und Kupferstoffwechsels. Die Verfettung der Leber (Fettleber und Fettleberentzündung) ist einer der an den raschesten zunehmenden Ursachen einer Leberentzündung und Leberzirrhose. Ursächlich ist unser westlicher Lebensstil mit geringer körperlicher Aktivität, hoher Zuckeraufnahme und zunehmender Fettleibigkeit. Daher tritt eine Leberverfettung auch zusammen mit dem sogenannten metabolischen Syndrom auf. Diese Veränderung war bisher nur angehbar durch Änderung des Lebensstils mit Umstellung auf mediterrane Kost und tägliche körperliche kardioaktive Bewegung. Erfahrungsgemäß konnten dies viele Patienten nicht erfolgreich umsetzen. Erste aktuelle Daten zeigen nun erfreuliche Ergebnisse moderner Medikamente in der Reduktion der Leberverfettung.

Zusammenfassend gehört die Behandlung einer Leberzirrhose in die Hand erfahrener Experten. Da bei einer Leberzirrhose auch das Risiko eines Leberkrebses erhöht ist, müssen Patienten alle sechs Monate einen Ultraschall der Leber erhalten und sollten auch auf den Tumormarker AFP untersucht werden. Bei Vorliegen von Krampfadern in der Speiseröhre gehört eine regelmäßige Kontrolle dieser Krampfadern und gegeben falls Behandlung der Krampfadern zum therapeutischen Repertoire.

8. Dezember 2020