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Mit viel Dynamik und Rasanz in eine neue Normalität

Arbeiten an der Corona-Front – Teil III, Zentrale Notaufnahme: Nach einer Zehnstundenschicht sind die beiden jungen Ärztinnen der Zentralen Notaufnahme (ZNA) etwas müde am frühen Dienstagmorgen, aber zufrieden und motiviert, ihre Erfahrungen im Umgang mit Corona-Patient*innen und während der Pandemie der vergangenen sieben Wochen zu teilen.

„Die enorme Anspannung, die bei uns allen herrschte, die ist weg. In den ersten Tagen und Wochen wussten wir einfach nicht, was auf uns zukommt. Jetzt haben wir uns mit der Situation und den Corona-Patienten alle eingefunden; es ist schon fast normaler Alltag geworden“, sagt Dr. Eva Moebus, Fachärztin für Innere Medizin, seit 2011 im Haus und nach ihrer Elternzeit seit letztem Jahr im Team der ZNA.

„Wir haben in den letzten Wochen sehr durchmischte Krankheitsbilder gesehen. Auch wenn wir viel weniger normale Patienten zu behandeln und versorgen hatten und das Arbeitsaufkommen eigentlich geringer war, war die körperliche Anspannung und damit die Belastung zu Beginn enorm hoch“, erzählt sie weiter. „Die Krankheit war einfach was Neues. Wir alle hatten die Bilder aus Italien und Spanien im Kopf und keine Ahnung, was auf uns zurollt“, ergänzt Christine Ockelmann, seit einem halben Jahr Ärztin in Weiterbildung für Allgemeinmedizin in der ZNA. „Da mussten sich erst neue Wege, Abläufe und Sicherheiten einspielen.“

Der Weg sei der richtige gewesen: Von Anfang an seien Verdachtsfälle großzügig separiert worden. Der Aufbau des Zeltes mit neun Plätzen, die Schaffung des Isolierbereichs mit vier Betten in der ZNA für Corona-Verdachtsfälle, die mögliche Abverlegung in die Intensivstation oder auch in die Isolierstation im Haus, die Sichtungsstellen an den Eingängen, das Besuchsverbot, all das seien die richtigen Maßnahmen gewesen, mit dieser neuen Infektionskrankheit Covid-19 umzugehen. Oder wie es Christine Hidas, Leitende Oberärztin der ZNA, nicht ohne Stolz ausdrückt: „Wir haben es geschafft, unser Klinikum sauber zu halten, kein Ausbruch in all der Zeit!“

Dabei habe die Rasanz der Maßnahmen, die vom Robert-Koch-Institut und dem Krisenstab des Klinikums erhoben wurden, viel Dynamik in den Arbeitsalltag gebracht. Ebenso das zunehmende Wissen um die Atemwegserkrankung und deren Symptome. „Schauten wir zu Anfang vor allem auf China, galt unser Blick dann den Risikogebieten. Schnell haben wir die sehr symptomatischen Atembeschwerden erlebt“, schildert Dr. Eva Moebus. „Häufig wurden die standardisierten Vorgehen (SOP) geändert, täglich gab es neue Anweisungen und neue Schutzmaßnahmen“, so Christine Ockelmann. 

Wenn ein Rettungswagen kommt, dann nimmt das ZNA-Team die Patienten vor dem Zelt in Augenschein, triagiert sie anhand eines Fragebogens – ab dem Moment greifen die verschiedenen Wegeleitungen: auf den rote Wegen geht es für Infizierte und Verdachtsfälle weiter, auf den grünen für alle anderen.

Bei Verdachtsfällen wird im Zelt oder im ZNA-Isobereich ein Abstrich gemacht, das Ergebnis ist mittlerweile innerhalb von einigen Stunden da, da die PCR (bei der Polymerase-Kettenreaktion wird die Erbsubstanz vervielfältigt) im Klinikum-eigenen Labor ausgewertet wird. Auch die schnelle Gewissheit, ist der Patient positiv – oder nicht, ist er rot oder grün,  entlastet das Team sehr. Nach dem Krankheitsbild, den Blutbefunden und ersten Bildgebungen entscheiden die Ärztinnen wohin der Patient/die Patientin verlegt wird.

„Kein Tag ist wie der andere. An manchen Tagen kommen zwei Verdachtsfälle zu uns, an anderen acht. Oft in Wellen. Auch vom Alter her sind die Patienten nach wie vor durchmischt. In der letzten Zeit kommen eher ältere Menschen, aus den Pflegeheimen, aber es kommen auch junge zu uns. Die Tage war ein 19-jährige junge Frau bei uns“, erzählt Christine Ockelmann. „Manche Fälle, die besonderen, die einen entweder emotional berühren oder medizinisch interessieren, die beschäftigen uns auch nach dem Dienst. Oder jene, denen es klinisch sehr schlecht geht. Da ist es schön, wenn man später noch mal von ihnen hört oder erfährt, wie es ihnen weiter ergangen ist.“

Beide berichten, ihre Familien und Freunde wären zwar ein wenig in Sorge um sie, sie selbst hätten aber keine Angst, sich anzustecken. Allzu groß sei ihr persönliches Umfeld derzeit eh nicht, und der Umgang mit Infektionen, „das ist unser Beruf!“, sagen beide unisono.

Die Ausnahmesituation der vergangenen Wochen, die habe das Team noch einmal gut zusammengeschweißt, so Dr. Moebus. Überhaupt gefällt ihr die gute Stimmung im ganzen Klinikum, „alle sind da und arbeiten zusammen. Auch der Transportdienst. Nirgendwo gibt es Krankmeldungen aus Panik. Das sind gute Zeichen für das Arbeiten im Klinikum.“

„Wir kommen ja aus ganz hektischen Zeiten mit überfüllten Wartebereichen und stundenlangen Wartezeiten. Im Vergleich dazu ist es hier extrem still gewesen“, berichtet Christine Ockelmann. Viele Menschen haben wohl ihre Krankenhausbesuche aufgeschoben. Ob sich nachhaltig das Aufkommen in der Zentralen Notaufnahme ändere, ob die Menschen jetzt verstanden haben, für welche Erkrankungen und Fälle die Notaufnahmen in Krankenhäusern da sind, „das bleibt abzuwarten. Das werden wir sehen!“, sagt Dr. Eva Moebus.