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Schlaganfallgefahr durch verengte Halsschlagader

Gesundheitstipp von PD Dr. med. Farzin Adili, Direktor der Klinik für Gefäßmedizin

In Deutschland leben etwa eine Million Menschen mit einer Halsschlagader, die zu mehr als 50 Prozent durch Ablagerungen verengt ist – lösen sich Teile dieser Ablagerungen oder Blutgerinnsel, droht ein Schlaganfall. Viele dieser Patienten haben aus Angst vor einer Corona-Infektion notwendige Kontrolluntersuchungen oder anstehende Operationen vermieden. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) rät, diese Termine unbedingt wahrzunehmen.

Denn Ablagerungen in der Halsschlagader verursachen 15 Prozent aller durch eine Durchblutungsstörung bedingter Schlaganfälle. Jedes Jahr erleiden bis zu 30.000 Menschen einen Schlaganfall, der von Ablagerungen (Plaque) in der Gefäßwand einer verengten Halsschlagader ausgehen – einer sogenannten Carotisstenose.

Die Verengung fällt häufig lange Zeit nicht auf, weil sie zunächst keine Beschwerden verursacht und die Halsschlagader der Gegenseite eine etwaige Minderdurchblutung ausgleichen kann. Problematisch wird es jedoch, wenn sich an der Oberfläche der Ablagerungen Blutgerinnsel bilden, die sich von Zeit zu Zeit ablösen können und immer wieder Blutgefäße im Gehirn verstopfen. Es kommt dann, je nach Größe der Gerinnsel sowie der Hirnregion, in die sie abgeschwemmt wurden, zu vorübergehenden oder dauerhaften Durchblutungsstörungen des Gehirns und neurologischen Ausfallserscheinungen, einem Schlaganfall.

Wenn ein Betroffener etwa vorübergehende Lähmungserscheinungen oder Kribbeln an Händen, Armen oder Beinen einer Körperhälfte zeigt, oder wenn ein seitenbetontes Schwächegefühl vorliegt und jemand beispielsweise mit dem Bein einknickt, ist Dringlichkeit geboten. Das gilt ebenfalls für Sprach- oder einseitige Sehstörungen.

Eine Ultraschall-Untersuchung ist sehr gut geeignet, die Ablagerungen sichtbar zu machen. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin ein jährliches Ultraschall-Screening der Halsschlagader ab dem 65. Lebensjahr, wenn Risikofaktoren vorliegen. Zu diesen Risiken zählen Herzerkrankungen, Diabetes Mellitus, die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), Nikotinkonsum oder Bluthochdruck. Herzpatienten können etwa ihren Kardiologen bitten, auch die Halsschlagader zu untersuchen. Mit einer schmerzlosen und wenig belastenden Duplex-Sonographie lässt sich innerhalb weniger Minuten feststellen, ob eine Verengung der Halsschlagader vorliegt und falls ja, wie ausgeprägt sie ist.

Die neue Experten-Leitlinie zur Carotisstenose aus dem Februar dieses Jahres empfiehlt, dass bei einem Menschen mit Symptomen einer Durchblutungsstörung des Gehirns und gleichseitiger Halschlagaderverengung von mehr als 50 Prozent, eine Operation der Halsschlagader durchgeführt werden sollte, um einem drohenden Schlaganfall vorzubeugen. Für die Operation an der Halsschlagader gilt: Sie gehört zu den wissenschaftlich bestuntersuchten Eingriffen und ist sicher, sofern der Gefäßchirurg über entsprechende Expertise verfügt.

Nach einer Halsschlagaderoperation muss der Patient keine zusätzlichen Medikamente einnehmen, die er nicht ohnehin schon aufgrund bestehender Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung oder Herzrhythmusstörungen einnehmen muss. Regelmäßig sollte er sich in jedem Fall die Halsschlagadern kontrollieren lassen. Wie? Natürlich mit Ultraschall!

10. August 2020