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Warum ist die Schilddrüse vergrößert?

Ein Gesundheitstipp von Dr. Sabina Sattarova, Sektionsleiterin Endokrinologie/Diabetologie

 

Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist eine Struma – eine Vergrößerung der Schilddrüse über den Normbereich (bei Frauen hat das Organ ein Volumen von bis zu 18 Millilitern, bei Männern sind es  bis zu 25 Milliliter). Aufgabe der Schilddrüse ist es, bestimmte Hormone zu produzieren. Um gut funktionieren zu können, braucht sie Jod. Bekommt sie dieses nicht in ausreichender Menge, wird sie in ihrem Wachstum stimuliert, bildet neue Drüsenzellen und vergrößert sich. Deutschland war früher ein Jodmangelgebiet. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Versorgung zwar besser geworden, aber weiterhin häufig nicht ausreichend. Allerdings sieht man das Krankheitsbild der Struma nicht nur in Jodmangelgebieten.

Ein anderen Grund für eine Vergrößerung der Schilddrüse können Knoten sein, die sich in der Schilddrüse gebildet haben. Bei etwa 40 bis 60 Prozent der Menschen in Deutschland findet man Knoten in der Schilddrüse. Die meisten Patienten sind symptomfrei. Meistens werden die Knoten zufällig entdeckt. Nur fünf Prozent der Knoten können ertastet werden. Die Struma und Knoten nehmen mit dem Alter zu. Bei etwa der Hälfte aller Patienten, die älter als 70 Jahre sind, finden sich Schilddrüsenknoten. Die Knoten können nach der Anzahl (solitärer Knoten, multiple Knoten oder insgesamt knotig gebaute Schilddrüse), Funktion (hyperfunktioneller oder heißer Knoten oder hypofunktioneller beziehungsweise kalter Knoten) und letztendlich nach der Histologie eingeteilt werden.

Bereiche, in denen viele Hormone produziert werden nennt man „heiße“ Knoten. Meistens sind es gutartige Veränderungen. Produzieren sie jedoch zu viel Schilddrüsenhormon, müssen sie entfernt werden, um eine Schilddrüsenüberfunktion zu vermeiden. Bereiche, in denen fast kein Schilddrüsenhormon produziert wird, bezeichnet man als „kalte“ Knoten. Hier kann es sich um bösartiges Gewebe handeln. Allerdings sind Schilddrüsenkarzinome sehr selten. Pro Jahr erkranken nach Expertenschätzung rund 6000 Menschen an Schilddrüsenkrebs.

Die wichtigste Untersuchung bei Schilddrüsenknoten ist die Sonographie. Mit dieser Untersuchung können verschiedene Kriterien wie Größe, Homogenität und Begrenzung ermittelt werden. Nicht alle Schilddrüsenknoten müssen medikamentös therapiert werden. Man sollte insbesondere bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind, besonders gut überlegen, ob eine Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen notwendig ist. Allerdings muss eine Schilddrüsenüberfunktion unbedingt vermieden werden. Da die meisten Knoten sich aber nur sehr langsam verändern, kann erst einmal abgewartet werden. Bei nicht suspekt aussehenden Knoten ist eine Verlaufskontrolle einmal im Jahr ausreichend. In Deutschland nimmt die Anzahl der Struma-Operationen ab, allerdings ist sie im Vergleich mit anderen Ländern deutlich höher.

22. Oktober 2020