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Wenn das Schlucken nicht mehr geht

Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin am Klinikum Darmstadt gehört deutschlandweit zu den wenigen akutneurologischen Großzentren mit routinemäßig hochqualitativem Verfahren gegen Schluckstörungen

Das Schlucken gehört zu den komplexesten Vorgängen in unserem Körper, bei dem sich bewusste und unbewusste Abläufe vermischen. Der Körper muss unterscheiden, ob die Nahrung flüssig oder fest ist und dementsprechend muss sich die Schluckmuskulatur reflektorisch so einstellen, sodass man einerseits die Nahrung wortwörtlich runterschlucken und zum Magen bewegen kann, andererseits aber den Atemweg schützt und freies Atmen weiterhin möglich ist.

„Der Schluckvorgang unterscheidet sich in eine Vorbereitungsphase, in der das Essen zuerst im Mund durch die Zähne und Zunge zerkleinert und durch den Speichel breiig gemacht wird. Danach kommt die Transportphase, dabei wird durch Wellenbewegungen der Zunge und auch Zusammenziehen der Halsmuskeln die Nahrung zur Speiseröhre transportiert. Am Ende wird in der sogenannten ösophagealen Phase die Nahrung durch wellenförmige Bewegungen der Speisenröhre in den Magen transportiert“, weiß Dr. med. univ. Ilia Aroyo, Oberarzt der Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin und Leiter der Sektion Neurogene Dysphagie am Klinikum Darmstadt.

Letztendlich schlucken wir zwischen 1500-2000 Mal am Tag und „verschlucken“ dabei ungefähr anderthalb Liter Speichel. Dieser Prozess ist hochkomplex, es sind die Hirnrinde als zentrale Steuerung und mindestens fünf Hirnnervenpaare als direkte Impulsgeber der dann 56 Muskelpaare beteiligt, die dafür sorgen, dass wir nicht einmal daran denken müssen, wenn wir schlucken.

Leider ist es aber nicht immer so, denn bei mehr als fünf Millionen Menschen ist der Schluckvorgang gestört: sie leiden unter einer Dysphagie. Dafür gibt es viele – vor allem neurologische – Gründe. Bei 80% der Patienten mit einem akuten Schlaganfall kann es zu einer Schluckstörung kommen, bei einem Viertel davon bleibt sie für immer bestehen. Aber nicht nur der Schlaganfall, auch viele andere neurologische Erkrankungen, wie die Parkinson-Krankheit, die Multiple Sklerose, die Epilepsie, die Demenz und auch Muskelerkrankungen können eine Schluckstörung verursachen. Hinzu kommen Krankheiten aus dem Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, der Neurochirurgie, der Onkologie und der Gastroenterologie. Der Verlust an Lebensqualität ist enorm, genauso wie die finanzielle Belastung. Es kommt oft nicht nur zu Lungenentzündungen, sondern auch zu einer Mangelernährung, welche dann viele andere gesundheitliche Risiken birgt. 

Zur Abklärung der neurogenen Dysphagie stehen im Klinikum Darmstadt seit 2016 modernste bildgebende Verfahren zur Verfügung. „In unserer Klinik werden diese Schluckstörungen routinemäßig diagnostiziert und behandelt. Die Diagnostik erfolgt durch die fiberendoskopische Untersuchung des Schluckaktes (FEES). Dabei wird mittels einer sehr schmalen Videosonde, welche eine einfache, schnelle und sichere diagnostische Möglichkeit bietet, der Schluckakt direkt beobachtet, um Schluckstörungen objektiv zu evaluieren und das therapeutische Vorgehen anzupassen. Die Untersuchung kann direkt am Patientenbett ohne besondere Belastung für den Patienten durchgeführt werden. Die Therapie erfolgt durch unser neurologisches Dysphagie-Team. Somit wird eine adäquate, spezifische und patientenorientierte Behandlung gewährleistet“, erklärt Dr. Ilia Aroyo. 

„Die Therapien sind vor allen auf das Vermeiden von Lungenentzündungen durch Verschlucken gerichtet sowie auf die Wiederherstellung und Verbesserung der Ernährung des betroffenen Patienten. Bei schweren Dysphagien kann die Zusammenarbeit von Spezialisten aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Pneumologie, Neurologie, Radiologie, Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Ernährungsberatung notwendig sein.“

In der Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin am Klinikum Darmstadt wird diese Untersuchung routinemäßig bei über 1000 Patienten pro Jahr durchgeführt.

Die Klinik ist Ausbildungszentrum der DGN und DGD bzgl. der Erlangung der Fähigkeiten der Durchführungen und Evaluation der fiberendoskopischen Schluckuntersuchung.

Kontakt:

Dr. med. univ. Ilia Aroyo, Oberarzt, Teamleiter und FEES-Ausbilder

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