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"Wissen leben"

Prof. Dr. Martin Welte hat das Motto des 65. Deutschen Anästhesie-Kongresses mit Leben gefüllt

Übergewichtige Patienten, Verwirrtheit nach Narkose, Sepsis („Blutvergiftung“), Telemedizin und Cannabis als Schmerzmittel – das waren nur einige Themen, die auf dem 65. Deutschen Anästhesiecongress 2018 (DAC 2018) in Nürnberg Ende April auf dem Tagungsprogramm standen. Mehr als 3.300 Teilnehmende waren dabei – aus den Fachgebieten Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Notfall- und Palliativmedizin. Prof. Dr. Martin Welte, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Klinikum Darmstadt, hat dieses Jahr als Kongress-Präsident das Motto „Wissen leben“ ausgegeben und mit mehr als 200 Veranstaltungen mit Leben und Wissen gefüllt. Zugleich hat er zahlreiche Mitglieder seines Teams zur Fortbildung mitgenommen und so für Wissenstransfer gesorgt. 

„In der Medizin insgesamt - und so auch in unserem breiten Fachgebiet - erleben wir einen immer rasanteren Zuwachs an Daten und Informationen. Dem Einzelnen ist es nahezu unmöglich, mutmaßlich wichtiges und richtiges Wissen von bloßen Meinungen oder gar – ich will es mal so nennen - „gefühlten Wahrheiten“ zu unterscheiden. Für große Jahrestagungen wie den DAC sah ich daher eine der wichtigsten Aufgaben und zugleich eine der größten Herausforderungen darin, diese enorme Informationsmenge zu kanalisieren, sie wissenschaftlich zu bewerten und sie schließlich in anwendbares, unseren Patienten nutzbringendes Wissen zu transferieren. Die Brücke zu bilden zwischen Erkenntnissen der Forschung und der klinischen Praxis, diese Translations-Leistung drückt für mich das kurze Kongressmotto „Wissen leben“ prägnant aus“, sagt Prof. Dr. Martin Welte. 

Big Data: Chancen und Risiken

„Die Verfügbarkeit riesiger Datenmengen individueller Patienten bietet Chancen für Diagnostik und Therapie. Aber wie wird Big Data unser tägliches Arbeiten beeinflussen? Wissen leben könnte dann auch heißen, dass wir unseren Patienten zukünftig eine intelligente, maßgeschneiderte und personalisierte Medizin anbieten können. Da kommen dann aber auch gleich Befürchtungen auf, dass solche auf Datenbanken beruhende Expertensysteme am Ende „schlauer“ als der Arzt sind und ihn nicht nur unterstützen, sondern auch ersetzen könnten.“ Prof. Welte war es daher ein Anliegen, Chancen und Risiken und das große Thema Wissenstransfer zu platzieren. 

Thema: Übergewichtige Patienten

Allein das Thema übergewichtige Patienten stellt Krankenhäuser vor viele Aufgaben. Ab einen Body-Mass-Index von über 40 sei perioperativ vermehrt mit Komplikationen zu rechnen. Welte nennt hier vor allem Herausforderungen bei der Beatmung in Narkose und beim Aufwachen nach der Operation, wenn die Patienten noch nicht wach genug und die Narkosemedikamente noch nicht ausreichend abgebaut sind und somit eine verstärkte Überwachung der Atmung notwendig wird. Außerdem erfordern übergewichtige Patienten auch stabilere Operationstische und mehr Personal, um die Operierten und Erkrankten lagern zu können - auch ein logistisches Problem. 

Wissenstransfer auch in der Telemedizin:

In Zeiten des Fachkäftemangels können Modelle, bei denen Rettungsdienste sich im Einsatz per Mobiltelefon und Datenübertragung an einen Notarzt in einer Zentrale wenden, der sie dann anleitet und so unterstützt, bis der mobile Notarzt eingetroffen ist, lebensrettend sein. Solche Systeme stehen in der Region Aachen und im Landkreis Vorpommern-Greifswald zur Verfügung, die in Nürnberg vorgestellt wurden. Schmerztherapeuten diskutierten die Frage, ob Cannabinoide als neue „Schmerzwunderdroge“ bezeichnet werden können? Es zeigte sich, dass diese Medikamente im Einzelfall hilfreich sein können, aber keinesfalls ein neues Zeitalter in der Schmerztherapie begründen. Im Bereich der perioperativen und Intensivmedizin war ein Diskussionsschwerpunkt das Delir („Durchgangssyndromen“). Die Vermeidung, möglichst frühzeitige Erkennung und ggf. Therapie von Delirzuständen stellt eine der großen Herausforderungen für die klinische Medizin dar, da immer ältere und multimorbidere Patienten insbesondere in der perioperativen und Intensivmedizin behandelt werden. 

Prof. Dr. Welte ist es als Kongresspräsident – „eine Ehre, die man nur einmal im Leben erhält“ - gelungen, den Deutschen Anästhesiecongress mit einigen Neuerungen so aufzustellen, dass es in diesem Jahr erstmals wieder mehr Teilnehmende als in den Jahren zuvor gab. Dazu zählten u. a. neue Fortbildungsformate wie z. B. „Facharzt Fit Modul“, in denen die Teilnehmenden sich auf spezifischen Themengebieten entweder fit für die Facharztprüfung machen oder aber erfahrene Fachärzte sich wieder auf den aktuellen Stand des Wissens bringen konnten. Fit für die Zukunft, so sieht Prof. Dr. Welte sein Team und auch sein medizinisches Fachgebiet.

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