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Zum Lebensretter in ein paar Minuten

Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden Menschen treffen, und jeder von Ihnen kann den Unterschied machen und Leben retten. Der Gesundheitstipp von Dr. med. Juliane Werner, Oberärztin der Medizinischen Klinik I - Kardiologie und internistische Intensivmedizin erläutert wie.

Jährlich erleiden etwa 70.000 Menschen deutschlandweit außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Bei diesem gibt das Herz aus unterschiedlichsten Gründen (z.B. Herzinfarkt oder Lungenarterienembolie) seine Funktion auf und der Blutkreislauf kommt zum Erliegen. Lebenswichtige Organe, wie z.B. das Gehirn, werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und sterben. 

Bei einem präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand (Cardiac Arrest) ist, neben der schnellen Wiederbelebung vor Ort, auch die Weiterbehandlung in einer spezialisierten Klinik wesentlich für die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten. Eine von rund 100 dieser spezialisierten Kliniken mit einem Cardiac Arrest Center in Deutschland ist das Klinikum Darmstadt. Die Versorgung des Cardiac Arrest stellt einen Prozess dar, der sich in der Regel über mehrere Sektoren erstreckt und viele an der Versorgung Beteiligte involviert. Das patientenindividuelle Outcome nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wird durch zahlreiche Faktoren bestimmt. Der Stillstand von Herz und damit auch Kreislauf stellt einen zeitkritischen, lebensbedrohlichen Notfall dar. Eine potenzielle Hilfe ist generell nur in den ersten Minuten nach Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstands möglich. Je früher mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird, desto erfolgreicher sind diese. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen kann es bei den 
Betroffenen zu irreversiblen Hirnschäden kommen. 

In fast der Hälfte aller Fälle wird die plötzliche Bewusstlosigkeit von jemandem beobachtet. Umstehende Personen können durch sogenannte Laienreanimation die Zeit bis zum Eintreffen des professionellen Rettungssystems ganz einfach überbrücken. Eine gut ausgeführte Laienreanimation in Form der Herzdruckmassage versorgt das Gehirn weiter mit Sauerstoff und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patientinnen und Patienten um das Dreifache. Daher haben qualitativ hochwertige Kompressionen des Brustkorbs durch Diejenigen vor Ort - mit minimalen Unterbrechungen - oberste Priorität.

Diese gilt es, so schnell wie möglich nach Absetzen des Notrufes (112) durchzuführen, bis der Rettungsdienst (RD) zur Hilfe kommt, welcher in Hessen eine Hilfsfrist von zehn Minuten erfüllt, das bedeutet vom Absetzen des Notrufes bis zum Eintreffen des RD an der Einsatzstelle. Das ist im internationalen Vergleich ein guter Wert. Hier setzt das Konzept der Ersthelfer an, die den Notfall bei einem bewußtlosen Mitmenschen erkennen. 

Drücken Sie fest und fünf Zentimeter tief in der Mitte des Brustbeins regelmäßig etwa 100 mal pro Minute. Stellen Sie sich dazu einen Song als Taktgeber vor, z.B. „I will survive“. Damit erhalten Sie den Blutkreislauf aufrecht und gewährleisten somit eine Versorgung wichtiger Organe. Drücken, einfach nur Drücken und Leben retten! Sie können dabei nichts falsch machen, der einzige Fehler wäre es, nichts zu tun.

Die Laienreanimationsquote in Deutschland liegt derzeit bei knapp 41 Prozent aufgrund der Ausbildungs- und Aufklärungsaktivitäten seit 2012 durch den German Resuscitation Council (GRC), welche aber noch immer viel zu gering ist. Denn im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit weiterhin im unteren Drittel. In den letzten Jahren wurde für Öffentlichkeitsarbeit, für die Ausbildung von Laien, digitale Alarmierungskonzepte wie „Smartphone Alerting Systems“, den Aufbau einer deutschlandweiten AED-Datenbank und für telefonisch angeleitete Reanimationen Sorge getragen. Das aktuelle Ziel der GRC, eine Laienreanimationsquote von mindestens 65 Prozent bis 2025 zu erreichen, kann erzielt werden, wenn jeder durch Drücken des Brustkorbes eines Betroffenen aktiv wird und damit hilft, Leben zu retten. 

Darüber hinaus geht es nicht nur ums Überleben, sondern, einen Herz-Kreislaufstill-Stillstand möglichst neurologisch unbeschadet zu überstehen. Denn Sauerstoffmangel durch einen stehenden Blutkreislauf schadet vor allem den Nervenzellen erheblich und zwar, je länger er besteht. 

Das Durchschnittsalter der vorwiegend männlichen Patienten, die den Cardiac-Arrest-Centren nach einer außerklinisch erfolgreichen Reanimation zugewiesen werden, liegt nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters bei 64,8 Jahren. Gut 30 Prozent der Patientinnen und Patienten, die reanimiert werden, sind im erwerbsfähigen Alter. Von den gut 66 Prozent der Patientinnen und Patienten, die zunächst überlebt haben, können derzeit nur knapp 22 Prozent über eine sich anschließende Rehabilitation wieder 
ihren Alltag fortsetzen. Weniger als ein Viertel aller reanimierten Patientinnen und Patienten schaffen es somit wieder in ihr gewohntes Leben zurück, sind wieder 
arbeitsfähig, können ihren Hobbys nachgehen, reisen oder ihren Ruhestand, auf den die hingearbeitet haben, genießen.

Das zeigt eindrücklich, dass wir besser werden müssen, und dieser Prozess beginnt mit Ihrem Einsatz zum Zeitpunkt des Herz-Kreislauf-Stillstands und der sofort beginnenden Herz-Druck-Massage, wenn sie diesen beobachten!