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HPV-Impfung bei Jugendlichen rettet Leben

PD Dr. med. Rolf Gillitzer, Direktor der Klinik für Urologie, beschreibt die Vorteile von Impfungen – anhand der HPV-Impfung, die die STIKO für Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren empfiehlt

Durch seine grundlegenden, langjährigen Forschungsarbeiten zum Humanen Papilloma Virus (HPV) und die direkte Beziehung zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs hat Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Harald zu Hausen aus Heidelberg im Jahre 2008 den Nobelpreis für Medizin gewonnen. Die Zulassung der HPV-Impfung fand im gleichen Jahr statt – dies war somit auch der erste humane Krebsimpfstoff.

Die humanen Papillomviren bestehen aus unbehüllter DNA (Desoxyribunukleinsäuren) und haben den Menschen als einzigen Wirt. Sie befallen Haut und Schleimhäute im Körper. Heute sind 210 unterschiedliche Subtypen des Virus bekannt.

Eine Infektion kann bei Jungen und Mädchen, oftmals bereits beim ersten Sexualkontakt, stattfinden. Nach einer Infektion werden die meisten HPV-Viren vom Immunsystem eliminiert. Die Infektion kann jedoch persistieren: Viren befallen insbesondere die Region um Anus und Genitale, aber auch den Mund-Rachenraum, und bilden kosmetisch lästige, gutartige Warzen, die sogenannten Kondylome.

Die Übertragungsrate (Kontagiosität) dieser Viren ist bei beiden Geschlechtern sehr hoch und erfolgt direkt von Mensch zu Mensch. Auch bei asymptomatischen Infektionen ist eine weitere Virenübertragung möglich. Als Risikofaktoren gelten ein früher erster Sexualkontakt sowie häufig wechselnde Geschlechtspartner, andere genitale Infektionen, Nikotinabusus, eine allgemeine Immunsuppression, HIV-Infektion und Chemotherapien. Kondylome gelten als die häufigste, durch Viren sexuell übertragene Krankheit und sind möglicherweise die älteste Hautkrankheit der Menschheit.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass einige wenige der Subtypen ein hohes Risiko zur Triggerung einer bösartigen Entartung der Zellen haben, ein sogenanntsn „onkogenes“ Potential. In diesem Fall ist ein Zusammenhang zwischen Gebärmutterhalskrebs und der HPV-Infektion belegt.

Viren können aber auch bei Männern, insbesondere bei Immunabwehrschwäche, wie sie z.B. bei HIV-infizierten vorliegt, zur Bildung von Analkrebs führen. Es besteht auch eine direkte Verbindung zum Peniskarzinom, sowie zu Scheiden- und anderen Krebsformen der äußeren weiblichen Geschlechtsteile. Für beide Geschlechter ist auch ein Zusammenhang zur Krebsentwicklung im Mund/Rachenraum bekannt.

Bis heute ist die Behandlung von Kondylomen nicht zufriedenstellend. Ein Wiederkehren der Warzen ist ein häufiges Problem. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Einführung einer möglichen präventiven Impfung eine willkommene Errungenschaft.

Der heute zur Verfügung stehender neunfacher Impfstoff (9 Virensubtypen) ist sowohl gegen die Kondylom-verursachenden Virentypen, als auch gegen die „high risk“ Typen, die zu einer Krebsentstehung führen können, wirksam. Der Impfstoff besteht aus typspezifischen virusähnlichen Partikeln (Virus-like-particle), der im menschlichen Körper zu einer Antikörperbildung führt. Die Impfstoffe enthalten keine Virus-DNA, können somit nicht selber zu einer Infektion führen. Bereits bestehende Infektionen können jedoch durch die Impfung nicht beseitigt werden. Deswegen ist es wichtig, dass eine Impfung in frühen Jahren stattfindet, idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt. Mädchen und Jungen sollten sich vor dem ersten Geschlechtskontakt impfen lassen, um Neuinfektionen zu verhindern.

In klinischen Studien wurde in hohem Maße Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung attestiert. So bietet der Impfstoff eine mindestens 90%-ige Schutzwirkung gegen Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs. Ebenfalls ist die gute Verträglichkeit der Impfung hervorzuheben. Mittlerweile wurden weltweit über 270 Millionen Impfungen appliziert. Es sind keine die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen bekannt.

Ähnlich der für die einzelne Person erreichten direkten Schutzwirkung durch die COVID-19 Impfung kann auch bei der HPV-Impfung eine Herdenimmunität erreicht werden. Das heißt, bei einer hohen Impfdurchdringungsrate der Zielpopulation kann eine gewisse passive Schutzwirkung für Weitere erzielt werden. So konnte z.B. in Australien ein Rückgang der HPV-bedingten Kondylomerkrankungen bei Jungen um 87% durch die Impfung gleichaltriger Mädchen erreicht werden.

In Deutschland hat die Ständige Impfkommission (STIKO) vor wenigen Jahren die HPV-Impfung in den allgemeinen Impfempfehlungen von Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren aufgenommen. Aber auch eine Impfung nach den ersten sexuellen Kontakten kann nachgeholt werden. Die Impfung kann in diesen Fällen gegen Viren schützen, die möglicherweise nach den ersten Sexualkontakt nicht im Körper persistieren, bzw. gegen andere Virensubtypen wirken, denen die Person noch nicht exponiert worden war. Grundsätzlich gilt, je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser.

Der weltweite Einsatz der HPV-Impfung im Rahmen von Impfkampagnen, wie sie z.B. im Rahmen von Schulimpfprogrammen in anderen Ländern stattfindet, könnte in Zukunft zu einer deutlichen Ausdünnung der durch HPV-bedingten Krankheitsbilder führen. Von damit zusätzlich erzielten Kosteneinsparungen durch vermindert gewordene Therapiemaßnahmen ganz abzusehen.

Impfungen schützen Leben!