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Wenn das Grillfest im Krankenhaus endet

Gesundheitstipp von Dr. Corrado Parodi, Oberarzt der Chirurgischen Klinik II, Sektionsleiter Plastisch-Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Klinikum Darmstadt

Das Grillen mit Freunden in der Sommersaison wird immer populärer. Auch wenn es viel Freude bereitet, kann es jäh enden, wenn es zu einem Grillunfall kommt. Besonders tragisch ist es, wenn Kinder betroffen sind, was nicht selten vorkommt, weil sie die Gefahren nicht abschätzen können. Auch wenn diese Unfälle nicht zwingend lebensbedrohlich sind, so handelt es ich doch in jedem Fall um eine sehr schmerzhafte Verletzung, die nicht selten entstellende Narben hinterlässt. 

Damit das Grillen bzw. der Umgang mit heißer Flüssigkeit wie Tee, Kaffee oder heißem Wasser nicht zu einer dramatischen Erinnerung oder sogar zu einer körperlichen Entstellung auf Lebenszeit führt, sollten beim Umgang mit Feuer oder heißen Flüssigkeiten unbedingt zwei Punkte beachtet werden.

Zum einen: Die Prävention, damit erst gar nichts passiert. Beim Grillen ist das Wichtigste: Geduld! Brandbeschleuniger wie Benzin oder z.B. Spiritus können zu unvorhersehbaren Verpuffungen mit fatalen Verbrennungen führen, die nicht nur den Anwender, sondern auch Unbeteiligte gefährden können. Daher sollte man auf Brandbeschleuniger möglichst verzichten und bei ihrem Einsatz größtmögliche Vorsicht walten lassen. Heiße Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee oder Wasser sollten immer außerhalb der Reichweite kleiner Kinder stehen. Das Herunterziehen vom Tisch führt bei Kleinkindern immer wieder zu den typischen, sehr schmerzhaften Verbrühungen im Gesicht und vorderen Brustbereich. Daher sollten der Grill und kleine Kinder nicht aus den Augen gelassen werden.

Zum anderen: Die richtige Erstversorgung, damit die Verbrennungsfläche möglichst klein bleibt.
Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren und sich vom Unfallort bzw. der Gefahrenquelle sofort entfernen sowie die betroffene Kleidung ablegen. Bei kleineren Verbrennungen bzw. Verbrühungen (kleiner als die Handfläche des Betroffenen), sollte für ca. 10 Minuten mit kaltem Wasser (kein Eiswasser) gekühlt werden. Danach das Abdecken der Wunde mit möglichst sterilem Verbandsmaterial. Kühlpacks oder Kühl-Gels sollten nicht angewendet werden. 
Danach empfiehlt sich die umgehende ärztliche Vorstellung. Beim Arzt erfolgt dann die Säuberung der Wunde, die Einschätzung der Verbrennungstiefe und der Verbrennungsfläche sowie die sachgerechte Anlage eines antiseptischen Verbandes. Bei allen anderen größeren, für den Laien nicht zu beurteilenden Wunden, sollte unverzüglich der Notarzt gerufen werden. Dieser kann dann die notwendigen Erstmaßnahmen durchführen und entscheiden, welches Krankenhaus für diesen Patienten in Frage kommt. 

Um auch dieses nicht seltene Verletzungsbild hochprofessionell behandeln zu können, wurde am 1. Juni 2021 die neue Sektion für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Handchirurgie gebildet, die von Dr. Parodi geleitet wird, der im Zentrum für Schwerbrandverletzte Offenbach große Erfahrungen in der Behandlung von Verbrennungen und Verbrühungen gesammelt hat. Somit können Verbrennungen und Verbrühungen von bis zu 10 % der Körperoberfläche nun am Klinikum Darmstadt hochspezialisiert behandelt werden. Meist werden aber das Ausmaß von Verbrennungen oder Verbrühungen völlig überschätzt, schwerste Verbrennungen und Verbrühungen, die glücklicherweise eher selten und die Ausnahme sind, gehören in ein entsprechendes Zentrum. In kritischen Fällen ist nicht selten auch ein Hubschraubertransport in ein entsprechendes Zentrum erforderlich, auch darauf ist das Klinikum Darmstadt eingestellt.

Bei allen Verbrennungen bzw. Verbrühungen und zur Vermeidung von Spätschäden ist eine rasche Versorgung und die Expertise eines Plastischen Chirurgen essentiell, denn dieser verfügt aufgrund seiner spezialisierten Facharztausbildung über die notwendigen Kenntnisse. Dabei wurden gerade in den letzten Jahren neue Verbandsmaterialien entwickelt, die eine schonende und schmerzarme Behandlung ermöglichen und eine rasche Regeneration der Haut und selbst tiefergehender Verbrennungen und Verbrühungen sicherstellen. 

Chirurgie II - Plastisch-Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie