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Thrombosen sind gefährlich und können jeden treffen

Gesundheitstipp von PD Dr. med. Jörg Herold, Direktor der Klinik für Gefäßmedizin – Angiologie am Klinikum Darmstadt.

Der Weltthrombosetag, der immer am 13. Oktober stattfindet, stand dieses Jahr unter der Schirmherrschaft von Jens Spahn. Unter dem Motto „Patienten-Empowerment: Patienten stark machen mit validen Informationen!“ wurden viele Punkte diskutiert - zum Beispiel das Problem der Informationsflut, in der sich Patienten oftmals nicht zurechtfinden. So führt der rasche und einfache Zugang zu Gesundheitsinformationen offenbar nicht zwingend zu mehr Gesundheitskompetenz. Das gilt auch in Bezug auf das Krankheitsbild Thrombose. Dabei sind Wissen und Kenntnisse wichtig, um Selbstverantwortung und Selbstbestimmung bei Patienten zu erhöhen.

Der Begriff „Thrombose“ stammt vom griechischen Wort „thrómbos“ ab und bedeutet auf Deutsch „Klumpen“. Eine Thrombose ist ein „Blutklumpen“, der ein Blutgefäß verstopft. In vielen Abbildungen wird der menschliche Körper mit roten und blauen Blutgefäßen abgebildet, wobei die roten Gefäße das arterielle und die blauen das venöse System darstellen. Die Farbgebung erklärt sich dadurch, dass venöses, also sauerstoffarmes Blut, dunkler ist und aus der Peripherie langsam zum Herzen zurückfließt. Rotes Blut hingegen ist mit aus der Lunge stammendem Sauerstoff angereichert und fließt mit hoher Geschwindigkeit aus dem Herzen über die Hauptschlagader in den Körper. Die Kraft des Blutflusses kann man leicht erkennen, wenn man sich selbst z. B. am Handgelenkt den Puls tastet. 

Die Ursachen von Thrombosen sind vielfältig und oftmals nur durch Gefäßspezialisten zu finden: Sie basieren aber auf drei Grundprinzipien: Blutzusammensetzung („dickes“ Blut durch zu viele Blutzellen oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme) und verlangsamter Blutfluss („Gipsbein“, Langstreckenflug, Bettlägerigkeit). Ein weiterer Punkt ist eine Verletzung, bei der Gefäße selbst beschädigt werden. Dies kann bereits nach einem venösen Zugang („Tropf“) geschehen. 
Entstehen Blutgerinnsel im roten Blutsystem, verursachen diese einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Beininfarkt oder den Ausfall eines Organes. Ein Blutgerinnsel im roten Blutsystem wird als arterielle Embolie bezeichnet. 

Thrombosen sind gefährlich und können jeden betreffen: Thrombose ist die dritthäufigste Herz-Kreislauferkrankung in Deutschland und tritt mit einer Häufigkeit von 1:100 pro Jahr bei Patienten mit einem Alter ab 75 Jahren auf. Die Dunkelziffer ist aber weit höher. Untersuchungen ergaben, dass fast 80 % der obduzierten Menschen in ihrem Leben eine Thromboembolie erlitten hatten. Zu Lebzeiten wurde dies oftmals gar nicht diagnostiziert oder die Beschwerden des Patienten falsch interpretiert. 
Thrombosen treten unterschiedlich häufig auf: Bei Kindern ist sie sehr selten und nimmt an Häufigkeit mit dem Alter zu. Besonders hoch ist die Häufigkeit bei Patienten mit einer Tumorerkrankung. Hier entwickelt im Durchschnitt jeder zweite Patient eine Thrombose. 

Thrombosen können Vorboten für eine Krebserkrankung sein: Wie wir aus großen Untersuchungen wissen, liegt einer „plötzlich“ aufgetretenen Thrombose in 20 % der Fälle eine Tumorerkrankung als Ursache zugrunde. Daher empfehlen wir in diesen Fällen dringend, die Krebsvorsorgeuntersuchungen durchzuführen bzw. sie zu vervollständigen. Auf das Vorliegen von bestimmten Krebserkrankungen in der Blutsverwandtschaft ist hierbei unbedingt zu achten und dies dem Arzt mitzuteilen. Dieser kann dann die entsprechenden Untersuchungen veranlassen. Patienten, bei denen hierdurch frühzeitig ein Tumor entdeckt wurde, haben den Vorteil, dass der Tumor meist besser zu behandeln ist und somit nicht zur Reduktion der Lebenserwartung führt. Der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung spiegelt die Notwendigkeit sowohl der Kenntnis als auch der Expertise auf dem Gebiet der Gefäßmedizin wider. 

Thrombosen sind gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt und therapiert werden: Stellt sich ein Patient mit einer Thrombose im Bein nach einer Operation oder Unfall vor, beträgt die medikamentöse Blutverdünnung mit einem neuen/direkten oralen Antikoagulanz (NOAK) im Schnitt 3 bis 6 Monate. Danach sind in den meisten Fällen die verstopften Venen des Patienten wieder frei und die Therapie abgeschlossen. Treten wiederholt Thrombosen auf, können zum Schutz vor weiteren Thrombosen NOAKs in reduzierter Dosis erfolgreich eingesetzt werden. 

Die schlimmste Form einer Thrombose ist die Lungenembolie: Ein Thrombus aus dem Bein kann bis in die Lunge wandern und dort das Herzkreislaufsystem überfordern. In schweren Fällen versterben 90 % der Menschen bereits in der ersten Stunde. Es können aber auch Thrombosen direkt in der Lunge auftreten. Dieser Anteil beträgt etwa ein Drittel der Thrombosen. 

Vorboten sind Schmerzen beim Einatmen, Luftnot oder Herzschmerzen. Wir raten daher Patienten, die gleichzeitig „ein dickes Bein“ haben, unverzüglich ein großes Krankenhaus aufzusuchen. Die rechtzeitige Behandlung rettet Leben. Auch in diesem Fall wird der Patient mit Blutverdünnern aus der Spritze oder in Tablettenform versorgt und so die Thrombose behandelt. 

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