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Endometriose: Die unbekannte Frauen-Volkskrankheit

Gesundheitstipp von PD Dr. Sven Ackermann, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Darmstadt und Leiter des Endometriosezentrums am Klinikum Darmstadt

Endometriose ist eine Erkrankung, die bei betroffenen Frauen zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen kann. Chronische, immer wiederkehrende Schmerzen im Unterleib, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, zudem oft verbunden mit einem über lange Strecken unerfüllten Kinderwunsch, führen oft zu einer deutlichen Minderung der Lebensqualität. So liegen meist lange Leidenswege hinter den Patientinnen, da es Jahre dauern kann, bis die Diagnose erkannt wird.

Es wird geschätzt, dass etwa 10% der Frauen im gebärfähigen Alter unter einer Endometriose leiden, pro Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Frauen neu. Leider beträgt die Zeit zwischen den ersten Symptomen und der Diagnosestellung einer Endometriose durchschnittlich neun bis zehn Jahre. Die Diagnose muss durch eine Bauchspiegelung und Probeentnahme gesichert werden.

Endometriose ist eine teils schmerzhafte, aber stets gutartige Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb der Gebärmutter vor allem im kleinen Becken, an Eierstöcken und Eileitern, sowie dem Bauchfell der Betroffenen findet. In manchen ausgeprägten Fällen können auch Blase und Darm betroffen sein.
Die Krankheit tritt zyklisch auf, da sie von den Hormonen des Monatszyklus beeinflusst wird. Die verstreuten Herde können somit auch zyklisch wachsen und bluten sowie lokal zu Entzündungen und Verwachsungen führen. Die Erkrankung kann durch ihr rasches Wachstum zu Zysten an den Eierstöcken, Verwachsungen im Bauchraum, Verschluss der Eileiter mit Sterilität und Schmerzen beim Wasserlassen und Stuhlgang führen.

Therapeutisch kann zunächst hormonell regulierend eingegriffen werden. Da das Wachstum der Endometriose hauptsächlich hormonell durch Östrogen gesteuert wird, zielt die medikamentöse Therapie auf die Unterdrückung dieses Hormons ab. Dieses kann z.B. durch die Gabe einer gestagenhaltigen Pille erreicht werden, oder indem man eine Pille ohne Pillenpause einnimmt. Bei ausgeprägten Fällen ist auch die vollständige Unterdrückung der Bildung von weiblichen Geschlechtshormonen möglich, durch sog. GnRH-Analoga. Dieses kann die Neubildung von Herden, sowie Schmerzen mindern, ist aber nur wenige Monate möglich, da die jungen Frauen damit in die künstlichen Wechseljahre versetzt werden. Die Einlage einer hormonhaltigen Spirale kann das Wiederauftreten nach operativer Sanierung verhindern. 

Sollten die Beschwerden sich nicht bessern, ist eine operative Sanierung unumgänglich. Hierzu werden meist minimal-invasiv per Bauchspiegelung die Endometrioseherde aufgesucht und komplett entfernt - unter Schonung der umliegenden Gewebe und Organe. Gleichzeitig können ebenfalls Zysten an Eierstöcken oder Verwachsungen gelöst werden. Damit sind die Beschwerden meistens deutlich gebessert, die Endometriose kann aber wiederkommen, wenn die Periode nicht unterdrückt wird. Auch nach den Wechseljahren können Endometrioseherde unter Hormonersatztherapie wieder aufblühen.

Im Endometriosezentrum am Klinikum Darmstadt werden pro Jahr bis zu 400 Frauen mit Endometriose operiert und behandelt. Hierzu stehen modernste Bauchspiegel-Instrumente mit Speziallicht zur Verfügung, um alle Endometrioseherde zu entdecken und entfernen zu können.

Link: Frauenklinik