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Restless-Legs-Syndrom: Was tun, wenn Beine unruhig sind?

Gesundheitstipp von Sait Seymen Babacan, Oberarzt in der Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist die Erkrankung der ruhe- oder rastlosen Beine. Patienten klagen typischerweise über einen Bewegungsdrang oder die Unfähigkeit, die Beine ruhig zu halten. Oft klagen sie auch über schmerzhafte oder zumindest unangenehme Wahrnehmungen in den Beinen wie Muskelkrämpfe, Kribbeln oder ein elektrisierendes Gefühl. Die Symptome zeigen sich insbesondere abends oder in der Nacht und sind häufig mit einer Schlafstörung verbunden. Diese führt wiederum zu einer erhöhten Tagesmüdigkeit und verminderten Leistungsfähigkeit. Frauen sind von der Erkrankung etwa doppelt so häufig betroffen wie die Männer, wobei schwangere Frauen ein besonders hohes Risiko für RLS haben. Bis zu 20 Prozent aller Patienten benötigen zumindest zeitweise eine Behandlung.

Die genauen Auslöser des RLS sind bisher unvollständig geklärt. Derzeit geht man davon aus, dass es sich um eine Störung des Botenstoffwechsels handelt. Entweder wird der Botenstoff Dopamin im Gehirn nicht ausreichend produziert oder vom Nervensystem nicht richtig verwertet. Ist der Dopamin-Stoffwechsel gestört, werden Bewegungsimpulse im Schlaf oder in Ruhe nicht mehr ausreichend unterdrückt und ungefiltert an die Muskeln weitergeleitet. Der Eisenstoffwechsel spielt wahrscheinlich ebenfalls eine Rolle, denn viele Menschen mit RLS haben eine Eisenmangelanämie (Blutarmut) und Eisentabletten können die Symptome lindern.

Das RLS ist eine neurologische Bewegungsstörung, die primär von Neurologen und Schlafexperten diagnostiziert werden sollte, aber auch von jedem Arzt diagnostiziert werden kann. Die Diagnose wird durch das Abfragen der Symptome und neurologische Untersuchungen gestellt.

Unterstützend kann eine apparative Diagnostik wie die Polysomnographie (Untersuchung und Messung bestimmter biologischer Parameter im Schlaflabor) bei Patienten mit einem atypischen RLS, bei anhaltenden Schlafstörungen unter Therapie oder bei Patienten mit Tagesmüdigkeit als Leitsymptom, angewendet werden.

Die Bestimmung des Eisenstoffwechsels (Serumferritin, Transferrinsättigung, Eisen und Eisenbindungskapazität) und des Blutbilds sollte bei allen Betroffenen durchgeführt werden, sowohl zum Zeitpunkt der Diagnose und bei Therapiebeginn als auch immer dann, wenn es im Verlauf zu einer Verschlechterung der RLS-Symptomatik kommt.

Die Therapie des RLS ist rein symptomatisch. Eine kausale Heilung ist derzeit nicht möglich. Generell besteht eine Indikation zur Therapie, wenn die subjektiven Symptome zu belastend werden und wenn schwere Schlafstörungen mit resultierender Tagesmüdigkeit bestehen.

Eine nichtmedikamentöse Therapie wird bei milderen Verlaufsformen empfohlen. Eine Anpassung des Lebensstils im Sinne einer Verbesserung der Schlafhygiene, einer Vermeidung von übermäßigem Koffein- und Alkoholgenuss und einer ausgewogenen Ernährung können die Symptome verbessern. Der Einsatz von Akupunktur, pneumatischer Kompression, endovaskulärer Laserablation, Kryotherapie und Phytotherapie kann aufgrund der fehlenden Datenlage derzeit nicht empfohlen werden.

Die Medikamente, die bei der Therapie des RLS eingesetzt werden, sind: L-Dopa, Dopaminagonisten, Dopaminpflaster, Eisenpräparate, Antiepileptika und Opiate.

Bei den meisten RLS-Patienten lässt sich der Dopaminmangel für eine gewisse Zeit mit niedrig dosierten Parkinson-Medikamenten wie L-Dopa und Dopaminagonisten ausgleichen. Doch oft gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an die Medikamente, die Beschwerden werden wieder schlimmer. In einigen Fällen muss dann die Dosis immer weiter erhöht (Augmentation) und das Präparat hin und wieder gewechselt werden.

Häufig tritt parallel zum RLS ein Eisenmangel (Ferritinspiegel im Blut unter 75 Milligramm pro Liter) auf, der die Augmentation fördert und daher überwacht und behandelt werden muss, ebenso wie eine eventuell auftretende Nierenfunktionsstörung. Wer die Tabletten nicht verträgt oder nicht damit zurechtkommt, kann auch auf Dopaminpflaster ausweichen. Wirken diese Medikamente nicht mehr ausreichend, können auch Opiate oder Antiepileptika helfen.