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Gastritis: Ist doch nicht so schlimm, oder?

Gesundheitstipp von Prof. Dr. Carl C. Schimanski, Direktor der Medizinischen Klinik II

Viele Menschen haben es bereits erlebt: Gastritis. Die Beschwerden können schleichend oder schlagartig beginnen und äußern sich durch Schmerzen oder Brennen im Oberbauch, selten auch mit Übelkeit oder Erbrechen. Häufig bestehen sie nur kurz, in nicht wenigen Fällen jedoch anhaltend. Dies ist der Moment, in dem ihr Arzt zu einer Magenspiegelung rät. Eine Magenschleimhautentzündung ist eine der häufigsten Diagnosen bei der Magenspiegelung, gerne auch in Kombination mit kleinen Erosionen oder Geschwüren im Magen.

Die Ursachen der Magenschleimhautentzündung sind vielfältig. Grundsätzlich gibt es neben autoimmunen Erkrankungen des Magens und medikamentös- bzw. stressinduzierten Ursachen auch die bakteriell vermittelte Magenschleimhautentzündung durch Helicobacter pylori. Während Helicobacter pylori in der Vergangenheit nur bei Vorliegen von bestimmten Bedingungen wie Magengeschwüren oder Magentumoren behandelt wurde, gilt er seit wenigen Jahren als Infektionserkrankung und wird regelhaft therapiert. Hintergrund dieser Notwendigkeit ist die Erkenntnis, dass Helicobacter pylori für einen Großteil der Magenkarzinome in Europa verantwortlich ist. Allerdings entstehen Magenkarzinome nicht plötzlich.

Auf dem Weg von einer akuten Entzündung über eine chronische Entzündung bis zum Magenkrebs gibt es weitere Veränderungen im Magen, die entsprechend der neuen Empfehlungen dringend überwachungspflichtig sind. So ist eine verdünnte Schleimhaut (Atrophie) ebenso ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Magenkrebses wie das Auftreten von Dünn- oder Dickdarmschleimhaut im Bereich der Magenschleimhäute (komplette oder inkomplette Metaplasie).

In diesen Situationen besteht mitunter die Notwendigkeit der Überwachungs-Magenspiegelung. Moderne Endoskope mit eingebauten Farbfilterfunktionen und einer Zoom-Technologie erlauben hierbei eine wesentlich sicherere Beurteilung der Schleimhaut als klassische reine Weißlicht-Endoskope. Das Überwachungsintervall sollte drei Jahre betragen, vor allem dann, wenn die Veränderungen größere Teile des Magens betreffen. Liegt jedoch ein Familienrisiko für ein Magenkrebs vor, so verkürzt sich das Vorsorge-Intervall deutlich.  

Während die Behandlung von Helicobacter zu einer Ausheilung einer chronischen Magenschleimhautentzündung führt, ist dies nicht der Fall für das Vorliegen einer Atrophie oder Metaplasie. Bei den letztgenannten Veränderungen bleibt das Risiko der Entwicklung eines Magenkrebses bestehen. Während innerhalb von 20 Jahren bei normaler Magenschleimhaut nur in unter 0,4 Prozent ein Magenkrebs entsteht, betrifft dies 2 Prozent aller Patient*innen mit einer Atrophie und 3 Prozent aller Patient*innen mit einer Metaplasie. Diese Zahlen belegen die dringende Notwendigkeit der Überwachungs-Magenspiegelung.

7. Oktober 2019