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Fallmanagement am Klinikum Darmstadt

Im Klinikum Darmstadt sind mehrere klinisch tätige Fallmanager*innen eingesetzt, die die patientenzentrierte Versorgung in unserem Krankenhaus in den verschiedenen Abteilungen als qualifizierte Lotsen für Patient*innen unterstützen. Jeder Patient und jede Patientin bekommt genau die Therapieanwendung und Hilfestellung, die für ihn oder sie optimal ist, um die Genesung zu ermöglichen.

Unsere Fallmanager*innen sind feste Ansprechpersonen für die Patienten*innen, die einen besonders hohen und komplexen Behandlungsverlauf haben und bereits während des Krankenhausaufenthaltes einen erhöhten pflegerischen Versorgungsbedarf aufweisen.   

Anhand folgender Kriterien werden Patient*innen für das Fallmanagement identifiziert:

  • ein hohes Lebensalter
  • ambulante Pflege bereits vor dem Krankenhausaufenthalt
  • die Veränderung des Hilfebedarfs 
  • ein vorhandener Pflegegrad
  • eine Vielzahl an Krankenhausaufenthalten in den letzten Monaten
  • mehrere schwere oder chronische Erkrankungen
  • und eine Vielzahl verschiedener Medikamente 

Durch dieses systematische Screening erkennen unsere Fallmanager*innen diese Patient*innen mit potenziellem Steuerungsbedarf und nehmen selbständig Kontakt zu ihnen auf. 

Sie besprechen mit den Patient*innen und ihren Angehörigen die derzeitige Situation, die durch ihre Erkrankung entstehenden Veränderungen und den Bedarf an Unterstützungsleistungen. Auch bei Verlegung innerhalb der Klinik stehen unsere Fallmanager*innen den Patient*innen und ihren Familien zur Seite. Denn sie arbeiten stationsübergreifend und immer an den Patient*innen orientiert. Dadurch sind sie für Fragen und Beratung zur Erkrankung erreichbar und begleiten diese sehr eng im Entlassungs- und Überleitungsmanagement und können Möglichkeiten zum Umgang mit ihrer Erkrankung aufzeigen. 

Um den Krankenhausaufenthalt so kurz wie notwendig für diese Patient*innen zu halten, koordinieren die Fallmanager*innen in enger Abstimmung mit dem ärztlichen Dienst, mit dem Pflege- und Sozialdienst und weiteren therapeutischen Berufsgruppen, ihre Untersuchungs- und Behandlungstermine. Das schärft Terminsicherheit und reduziert die Wartezeiten. 

Durch die Einführung des Fallmanagements hat sich unsere Behandlungs- und Versorgungsqualität im Klinikum Darmstadt weiter erhöht. Weiterhin wird auch das Umfeld der Patient*innen gestärkt und stabilisiert. Versorgungsbrüche für unsere Patient*innen können dadurch vermieden werden. Bei weiterem Interesse wenden Sie sich bitte gerne an die Pflegedirektion oder an unsere Fallmanager*innen.

Wie funktioniert Fallmanagement?

Eine optimale Betreuung mit individueller Pflege der Patient*innen bringt trotz der höheren Komplexität – für jeden Patient und jede Patientin ist der Pflegeprozess ein anderer – viele Vorteile und schont Ressourcen der Klinik.

Um diese positiven Effekte für beide Seiten umsetzen, etabliert das Klinikum Darmstadt das Fallmanagement. 

Am Klinikum Darmstadt hat Andreas Donner als erster Fallmanager das Konzept erprobt. Er ist ausgebildete Pflegefachperson und Pflegediagnostiker und war zunächst auf drei Stationen als Fallmanager tätig. Herausgelöst aus seinem bisherigen Arbeitsalltag, beginnt sein Arbeitstag nun damit, dass er alle Neuzugänge der drei Stationen zunächst anhand der Patient*innenakten anschaut. So ist sichergestellt, dass keine Patientin und kein Patient durchs Raster fällt. Wer könnte davon profitieren, in die sogenannte Steuerung aufgenommen zu werden, ist die übergeordnete Frage, nach der Andreas Donner die Patient*innenakten prüft.

Betrachtet werden dabei Faktoren wie das Alter, die Hauptdiagnose sowie ggf. bestehende weitere (Vor-)Erkrankungen, die eine reibungslose Behandlung erschweren können. Multimorbidität ist dabei vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten ein Stichwort. Ebenfalls wird die Situation zu Hause in Betracht gezogen, da diese einen wesentlichen Einfluss auf Drehtüreffekte hat.

Abstimmung mit Pflegenden und ärztlichen Dienst

Im nächsten Schritt holt sich Andreas Donner Einschätzungen von Kolleg*innen sowie Stationsärzt*innen, die im direkten Umgang mit den Patient*innen hilfreiche Informationen liefern. Anschließend führt Andreas Donner persönliche Gespräche mit den Patient*innen aus seiner sogenannten „Steuerung“. So macht er sich selbst ein Bild der Person und der persönlichen Situation, in der sich die Person befindet: Welche Erwartungen hat sie? Was bedeutet Lebensqualität für ihn? Was möchte er oder sie? Gespräche mit Angehörigen vervollständigen dieses Bild und helfen dabei herauszufinden, in wie weit Angehörige unterstützen können, ob eine Wohn- oder Pflegeeinrichtung in Betracht gezogen werden muss oder selbstständiges Wohnen zu Hause möglich ist.

Kommt beispielsweise eine Reha oder eine Anschlussheilbehandlung für die weitere Genesung in Frage, kann Andreas Donner bereits zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes die Weichen stellen und so für einen zeitlich optimalen Übergang zwischen Krankenhaus und Reha-Einrichtung sorgen. Dies beinhaltet eine frühzeitige Einbindung und enge Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst, sodass dieser alles Notwendige in die Wege leiten kann für eine komplikationslose Entlassung.

Nicht nur für Anschlussbehandlungen nach dem Krankenhausaufenthalt ist das Fallmanagement wichtig. Auch im Krankenhaus soll der Pflegeprozess individuell gestaltet und der Patient im Umgang mit seiner Erkrankung geschult werden. Ist bekannt, dass die Patientin zu Hause wohnt und dort Treppen bewältigen muss, übt die Physiotherapie gezielt das Treppensteigen und bereitet die Patientin optimal auf zu Hause vor, um weiterhin eine größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen.

Mit den Ärzt*innen bespricht Andreas Donner, welche Untersuchungen und Therapien für den Patient geplant sind. Auch hier ist ein individueller Behandlungsprozess von entscheidender Bedeutung: Die Patient*innen aufklären, Optionen aufzeigen und Konsequenzen darlegen und der Person  schließlich die Entscheidung überlassen, was sie für sich und ihr Leben möchte. Der Patient/die Patientin wird somit als aktive*r Entscheider*in in den Behandlungsprozess eingebunden und kann ihn individuell mitgestalten. Ziel ist es dabei, die Diskrepanz zwischen „Was steht der Person dem System nach zu?“ und „Was will er/sie wirklich?“ zu verringern. Ein Beispiel: Jeder Patient/jede Patientin hat nach einer Amputation das Recht auf eine Prothese. Die Frage zu stellen, ob er oder sie dieses Hilfsmittel überhaupt möchte und ob er oder sie in der Lage ist (körperlich und kognitiv) zu lernen, mit dem Hilfsmittel umzugehen, ist ein erster Schritt, um mehr Individualität im Pflegeprozess sicherzustellen.

Vorteile und weitere Schritte des Fallmanagements

Mit diesem neuen Konzept des Fallmanagements setzt sich das Klinikum Darmstadt noch mehr dafür ein, den Mensch und das Leben in den Mittelpunkt zu stellen und Pflege auf seine Bedürfnisse hin auszurichten.

Individuelle Pflege – eine auf Patient*innen und ihre Bedürfnisse abgestimmte Behandlung – ist das ehrgeizigste Ziel, das sich Pflege und Medizin stecken können. Jeder Patient und jede Patientin bekommt genau die Therapie, Anwendung und Hilfestellung, die für ihn oder sie optimal ist, um die Lebensqualität zu erhalten. Auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen, fördert und fordert die Eigenmotivation von Patient*innen sowie das aktive Mitwirken. Dies führt dazu, dass Patient*innen und deren Angehörige zufriedener sind, steigert die Therapietreue und stabilisiert die Patient*innen in ihrem Umfeld. Für das Klinikum Darmstadt bedeutet das Fallmanagement, dass die Verweildauer gesenkt werden kann, die Anzahl von Krankenhausaufenthalten reduziert und Drehtüreffekte verhindert werden können.