Eine 24 Jahre junge Medizinstudentin stürzt am 10.02.2017 beim Skifahren auf das linke Handgelenk. Wegen der starken Schmerzen stellt Sie sich vor Ort in einer chirurgischen Praxis vor. Nach Anfertigung zweier Röntgenbilder wird die Diagnose eines verschobenen körperfernen Speichenbruches (distale Radiusfraktur) gestellt.
Die Ärzte vor Ort richten den Knochenbruch ein und stellen den Unterarm mit einem Gips ruhig.
Am 20.02.2017 wird eine erneute Röntgenkontrolle im Gips durchgeführt. Bei genauer Betrachtung zeigt sich bereits die Tendenz eines Abrutschens der Fraktur.
Nach insgesamt 6 wöchiger Ruhigstellung im Gips stellt sich die Patientin zur erneuten Röntgenkontrolle und Gipsabnahme in unserer Klinik vor. Die Patientin hat zwar keine Schmerzen, jedoch zeigt sich bei genauer Betrachtung des Handgelenkes eine Fehlstellung. In der daraufhin angefertigten Röntgenaufnahme zeigt sich folgendes Bild:
Die Patientin ist sehr jung, hat höchste funktionelle Ansprüche an ihr Handgelenk und wird in wenigen Monaten ihr Medizinstudium als Ärztin abschließen. Eine Einschränkung der Funktion des linken Handgelenkes ist in diesem Fall nicht akzeptabel.
Nach eingehender Beratung haben wir der jungen Kollegin die operative Korrektur der vorliegenden Fehlstellung empfohlen. Zur exakten Planung wurde vor dem operativen Eingriff eine Computertomographie durchgeführt.
Am 23.03.2017 wird der Speichenbruch zunächst mit einem Meißel gelöst. Über einen kleinen Hilfsschnitt handrückenseitig wird ein sogenannter „Distraktor“ eingesetzt womit der Gelenkblock bezogen auf den Speichenschaft korrekt positioniert wird und damit die Anatomie des Gelenkes wieder hergestellt ist.
Die Operation verläuft ohne Komplikationen. Die Röntgenkontrolle zeigt die anatomische Rekonstruktion der körperfernen Speiche, sowie die regelrechte Lage der einliegenden Platte. Die Patientin kann am nächsten Tag mit einem Wundverband und ohne Gips nach Hause entlassen werden.
6 Wochen nach dem korrigierenden Eingriff stellt sich die Patientin nochmals zur Kontrolle in unserer Klinik vor. Die Untersuchung zeigt ein unauffälliges Handgelenk, die Funktion ist nahezu seitengleich frei. In der abschließenden Röntgenkontrolle ist der ehemalige Frakturbereich nicht mehr sichtbar, die Speiche ist perfekt verheilt. Ab sofort darf die Patientin ihr Handgelenk wieder ganz normal belasten.
Was können wir aus diesem Fall lernen?
- Obwohl das Einrichten und das Schienen der Fraktur im Gips unmittelbar nach dem Unfall perfekt gelungen sind kam es dennoch zu einer Fehlstellung im weiteren Verlauf.
- Aus großen wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass sich Speichenbrüche (distale Radiusfrakturen) mit handrückenseitigen Trümmerzonen nach dem Einrichten im weiteren Verlauf fast immer wieder verschieben.
- Körperferne Speichenbrüche (distale Radiusfrakturen) mit solchen Trümmerzonen sollten zeitnah operativ versorgt werden.
- Eine rasche operative Versorgung ermöglicht eine gipsfreie Nachbehandlung, den frühzeitigen Beginn einer krankengymnastischer Übungsbehandlung und ein optimales funktionelles Ergebnis.
- Ein weiterer Vorteil der operativen Versorgung sind die deutlich geringeren Schmerzen im Verlauf der Behandlung und die sichere Heilung der Fraktur