Der Schwerpunkt der Hautklinik liegt auf der operativen Versorgung des Lipödems. Das bedeutet, dass Betroffene erst dann in der Klinik vorstellig werden, wenn die Diagnose Lipödem bereits gesichert ist und der Wunsch zur Operation besteht.
Lipödem: Beine, dick wie eine Säule
Nur die Fettabsaugung hilft dauerhaft
Lipödem: Bei krankhafter Fettzellenbildung hilft kein Abnehmen. Wie eine gestörte Fettverteilung in Armen oder Beinen viele Frauen belastet und welche Behandlung helfen kann, weiß PD Dr. Maurizio Podda, Direktor der Hautklinik, der in der Behandlung von Lipödemen über eine besondere Expertise verfügt.
Angefangen hat alles nach der Schwangerschaft, erzählt die junge Mutter. „Ich habe damals viel zugenommen und danach ist es trotz viel Sport nicht mehr weggegangen. Meine Beine waren dick wie Säulen.“ Die junge Frau litt mehrere Jahre an einem Lipödem, einer schmerzhaften und krankhaften Störung der Fettverteilung in Armen und Beinen. Wie PD Dr. Maurizio Podda, Direktor der Hautklinik am Klinikum Darmstadt, weiß, ist der Leidensweg der Frauen – und es sind nur Frauen, die von dieser Krankheit betroffen sind – meist lang. „Es dauert, bis die richtige Diagnose gestellt ist, denn die Frauen selbst sind erst einmal – wie ihre Umwelt auch – der Ansicht, da hilft mehr Sport und weniger Essen“, sagt PD Dr. Podda. Doch das hilft bei „Reiterhosen“ oder „Elefantenbeinen“, dies sind die geläufigsten falschen Bezeichnungen für die Körperformen von Betroffenen, eben nicht.
Da die Erkrankung zudem sehr schmerzhaft ist, ist mehr Sport treiben auch keine Option. Bereits nach kurzen Belastungen werden die Beine schwer wie Blei. Jeder Druck ist unangenehm und schmerzhaft. Fett und Lymphflüssigkeit drücken auf die Nervenzellen in Armen und Beinen und es entstehen so starke Schmerzen, dass meist bereits jede Form von Bewegung eine Qual ist. Dazu kommen die Selbstzweifel. Viele Frauen mit „Birnenfigur“ ziehen sich aus Scham über ihr Aussehen immer mehr zurück.
Aus Unwissenheit wird vielen Frauen Unrecht getan
Meistens bildet sich das Lipödem während einer hormonellen Umstellung, weiß PD Dr. Podda. Also zum Beispiel in der Schwangerschaft, in der Pubertät oder im Klimakterium. Auch wenn die Krankheit noch nicht vollständig erforscht ist und ungeklärt ist, wie diese krankhafte Schwellung entsteht, ist zumindest klar, dass es genetisch bedingt ist.
Zwar ist das Lipödem von den Krankenkassen als chronische Krankheit anerkannt, bisher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen aber nur die Kosten für eine konservative Therapie: Das heißt, Lymphdrainagen und Kompressionsstrumpfhosen.
Das kann die Symptome lindern, eine Heilung ist dadurch aber nicht möglich.
Fettabsaugung hilft dauerhaft
Helfen kann eine Fettabsaugung, eine Liposuktion, an den betroffenen Körperstellen. PD Dr. Maurizio Podda und seine Kolleg*innen haben da seit mehr als 20 Jahren Erfahrungen bei zahlreichen Patientinnen gesammelt. Im Jahr hilft sein Team so mehr als 100 Patientinnen – mit sehr gutem Erfolg. So sagt auch eine Patientin, der an beiden Knien jeweils 1,3 Liter Fett abgesaugt wurden, „die Liposuktion ist in meinem schlimmen Fall im Klinikum bestmöglich durchgeführt worden. Ich kann das Klinikum nur empfehlen.“
Im Prinzip ist die Liposuktion die gleiche Methode wie bei einer kosmetischen Fettabsaugung. Zunächst wird unter einer Tumeszenz-Lokalanästehesie bis zu sechs Liter Betäubungsflüssigkeit in die betroffenen Stellen am Körper eingebracht, danach wird über einen kleinen Einschnitt die vibrierende Mikrokanüle eingeführt. Die etwa stricknadelgroße, stumpfe Hohlnadel führt dann die krankhaften Fettzellen über eine seitliche Absaugöffnung ab. „Die Vibration mit circa 4000 Bewegungen pro Minute verhindert, dass Lymphgefäße angesaugt werden können“, erläutert PD Dr. Podda. Dies vermeidet Kollateralschäden, wegen denen trockene Fettabsaugungen unter Vollnarkose in die Kritik gekommen waren. Der Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand: „Der Erfolg ist dauerhaft, so können wir den Frauen langfristig helfen.“
Kein kosmetisches Problem
Auch wenn im Schnitt drei Behandlungen nötig sind. Die größte Hürde für Frauen sind nach Diagnosestellung dann auch die Kosten. Denn die Krankenkassen übernehmen bisher in den allermeisten Fällen die Operationskosten nicht. Die Krankenkassen argumentieren, bisher lägen noch keine Ergebnisse aus klinisch kontrollierten Studien vor, die eine Überlegenheit der Behandlung gegenüber den konventionellen Therapien belegten.
Es werden drei Schweregrade der Erkrankung unterschieden:
Stadium 1: die Hautoberfläche ist noch relativ glatt, verdickte Fettschicht, feinknotige Fettstruktur (Orangenhaut)
Stadium 2: die Hautoberfläche ist uneben, grobknotige Fettstruktur (Dellenbildung)
Stadium 3: große, deformierte Haut- und Fettlappen, das Gewebe ist hart ertastbar
Bei unbehandelten Patientinnen nimmt das Problem über Jahre langsam, aber kontinuierlich zu. Im schlimmsten Fall kann das Lipödem in eine Elefantiasis münden. Eine Behandlung ist dann nicht mehr möglich.
Häufig gestellte Fragen zur Liposuktion bei Lipödem:
Für gesetzlich versicherte Patient*innen wird eine gültige Überweisung von einem Dermatologen/Hautarzt und die Versichertenkarte benötigt.
Eine Überweisung vom Phlebologen, Hausarzt etc. ist leider ungültig.
Für privat versicherte Patient*innen oder Selbstzahler*innen ist keine Überweisung notwendig.
Nein, da die Hautklinik dafür keine Kassenzulassung hat.
Durch die Individualität der Betroffenen ist dazu keine Aussage möglich, deshalb wird dies im Rahmen des Erstgesprächs besprochen.
Die Klinik operiert prinzipiell nur ambulant. Ein stationärer Aufenthalt erfolgt nach medizinischer Notwendigkeit.
Die Operation wird in Tumeszensanästhesie (TLA) durchgeführt. Die Liposuktion erfolgt in Vibrationstechnik (Power Assisted Liposuktion, PAL).
Je nach Jahreszeit und Flexibilität ca. 6 Monate. Prinzipiell gilt: Je flexibler desto mehr Möglichkeiten (z.B. bei kurzfristigen Terminabsagen).