Von Johannes Kovar, PJ-Studierender am Klinikum Darmstadt:
Dass jedes Jahr am Klinikum Darmstadt und den dazugehörigen Abteilungen über 50 Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet werden, wissen die meisten. Was aber vermutlich nicht so viele wissen, ist dass das Klinikum auch bei den zukünftigen Ärzten eine sehr wichtige Rolle spielt – sowohl als Lehrkrankenhaus der Goethe Universität in Frankfurt, als auch der Universitätsklinik Mannheim-Heidelberg.
Im Rahmen des Studiums durchlaufen die Studenten eine Vielzahl von Pflichtpraktika. Die genaue Anzahl variiert von Uni zu Uni. Viele dieser Praktika erfolgen nicht direkt an den Unikliniken, sondern in vielen mal kleineren, mal größeren Krankenhäusern in der Umgebung. An das Ende des Studiums, nach dem zweiten schriftlichen Staatsexamen, reiht sich ein „Praktikum“ von typischerweise drei Tertialen à 16 Wochen, welches in akademischen Lehrkrankenhäusern abgeleistet wird: das sogenannte Praktische Jahr oder kurz „PJ“. Die Studenten in diesem Teil des Studiums werden in der Klinik meist von allen „PJler“ genannt. Das Praktische Jahr bildet den Übergang zwischen Studium und Assistenzarztleben. Jeweils für ein Tertial sind die Studenten in einer chirurgischen und internistischen Abteilung eingeteilt. Das Fach für das verbliebene Tertial können die Studenten frei wählen.
Im Klinikum Darmstadt absolvierten in den letzten Jahren je etwa 20-25 Studenten ihr Praktisches Jahr. Auch die Kinderklinik Prinzessin Margaret nimmt jedes Jahr einige Studenten im Praktischen Jahr auf.
Das Praktische Jahr unterscheidet sich insofern von anderen Praktika, als dass die Studenten viel länger auf einer Station bzw. in einer Abteilung sind und dort tiefere
Einblicke in den Stationsalltag gewinnen. Arztbriefschreibung, Befundbeurteilung oder Zeitmanagement sind keine Fächer, die an den medizinischen Fakultäten der
Universitäten gelehrt werden, sondern solche Kompetenzen muss sich jeder Arzt in seiner Laufbahn früher oder später selbst aneignen. Eine Möglichkeit bietet hier das PJ.
Ein guter Einstieg in das Berufsleben für Medizinstudenten aus ganz Deutschland
Am Klinikum Darmstadt wird das selbstständige Arbeiten mit und am Patienten sehr gefördert. Denn das Praktische Jahr dient in erster Linie nicht mehr dazu, sich eine
Fachrichtung für das spätere Berufsleben auszusuchen, sondern den Einstieg in eben dieses zu erleichtern. Je mehr Aufgaben von einem Studenten während des Praktischen Jahres übernommen werden können, umso geringer ist für ihn oder sie die Umstellung als Assistenzarzt. Wer während des PJ bereits auf Station gesehen hat, wie die Visite dokumentiert wird, wo die Medikamente stehen oder wie eine Röntgenanforderung ausgestellt wird, der kann sich an dieses Wissen auch noch ein paar Monate später erinnern, wenn er nach dem PJ auf der selben Station seine erste Stelle als Arzt antritt.
Auch für den späteren Chef ist es von Vorteil, wenn er den Bewerber für eine neue Assistenzarztstelle bereits mehrere Monate in der eigenen Abteilung gesehen hat und so dessen Stärken und Schwächen von Anfang an einschätzen kann. Aus solchen Gründen ist das Klinikum Darmstadt bei Studenten sehr beliebt. Nicht nur
bei den Studenten der nahegelegenen Universitätskliniken wie Frankfurt, Mainz oder Mannheim, sondern deutschlandweit. Aus der ganzen Republik bewerben sich
Studenten für ein oder mehrere Tertiale in Darmstadt. Aktuell absolvieren Studenten auch aus Berlin, München und Stuttgart ihr Praktisches Jahr am Klinikum.
Für Studenten ist es durchaus attraktiv das Praktische Jahr in großen Krankenhäusern zu verbringen, denn diese bieten eine Vielzahl an Wahlfächern an, die in kleineren
Krankenhäusern nicht angeboten werden können. Als seltenere Fächer gelten beispielsweise die Dermatologie, HNO, Neurochirurgie oder Strahlentherapie. Solche
Abteilungen sind meist nur in den größten Häusern zu finden und selbst dann benötigen die Abteilungen noch eine gewisse Zertifizierung und einen habilitierten Chef, um Studenten im Praktischen Jahr ausbilden zu dürfen.
Ein eigenes Studierendensekretariat für PJler
Dass das Klinikum Darmstadt bei den Studenten so begehrt ist, hat aber auch weitere Gründe, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben. So gibt es eigens für die Studenten ein Studierendensekretariat, in dem sich Bettina Brandt um die organisatorischen Belange aller Studenten, vom ersten Praktikum bis hin zum PJ, kümmert. Es gibt eigene Umkleiden für die Studenten und eine große Bibliothek mit etlichen Nachschlagewerken und einem Zugang zum Internet. Diese Kontinuität zahlt sich aus. Viele der Studenten aus Frankfurt und Mannheim haben im Verlauf des Studiums das ein oder andere Praktikum im Klinikum Darmstadt absolviert, kennen die Begebenheiten und kommen auch für das Praktische Jahr nach Darmstadt. Ebenfalls herausragend ist der wöchentliche Studentenunterricht: Klinikdirektoren oder Oberärzte geben den Studenten in Seminaren Einblicke in verschiedenste Fächer und Themengebiete. Auch andere für den Arztberuf relevante Themen, wie bspw. Patientenrecht durch die Rechtsabteilung, werden von weiteren Klinikmitarbeitern präsentiert.
Neben all diesen Aspekten spielt auch noch das hervorragende Arbeitsklima eine große Rolle. Viele Assistenzärzte haben vor gar nicht allzu langer Zeit selbst ihr Praktisches Jahr im Klinikum Darmstadt absolviert und wissen sehr genau, welches Wissen ein Student zu dieser Zeit benötigt oder welche Probleme am Anfang auftreten können. Und ganz besonders ist die Gemeinschaft unter den Studenten: Einige kennen sich bereits seit vielen Jahren, andere lernten sich erst im Klinikum kennen. Gemeinsam ist allen aber, dass sie sich nicht nur im Krankenhaus sehen, sondern auch privat. Mal zum Lernen für eine noch anstehende Prüfung, mal nur ganz gemütlich in der Stadt. Doch wer kann ihnen das verdenken, noch sind sie nur Studenten…
Johannes Kovar (25)