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Wenn der Harnstrahl dünn und der Harndrang häufig wird

Gesundheitstipp von Priv.-Doz. Dr. Rolf Gillitzer, Direktor der Urologischen Klinik

Häufiger Harndrang, gestörter Nachtschlaf und Startschwierigkeiten beim Wasserlassen: dies sind leider häufige Probleme der Männer jenseits der 50. Gerade in der kalten Jahreszeit können diese Symptome zunehmen und die Männer zum Urologen führen.

Der imperative Harndrang, der plötzlich einsetzend, zum sofortigen Aufsuchen der Toilette zwingt, kann im wahrsten Wortsinn das Leben beherrschen. Oft ist die Prostata der Übeltäter. Die Prostata ist ein Organ, das Samenflüssigkeit produziert. Sie ist unterhalb der Harnblase lokalisiert und umfasst dort ringförmig die Harnröhre. Nicht zuletzt unter dem Einfluss des männlichen Geschlechtshormons wird sie im Laufe des Lebens oft größer – und diese Vergrößerung kann Beschwerden verursachen.

Der Urologe unterscheidet zwei Beschwerdetypen, die nicht selten gleichzeitig auftreten: obstruktive und irritative Beschwerden. Typisches Beispiel für obstruktive Beschwerden sind die Abschwächung des Harnstrahls oder die unvollständige Blasenentleerung mit Bildung von Restharn. Oft entwickeln sich diese Beschwerden langsam und werden zunächst kaum wahrgenommen. Irritative Beschwerden entstehen als Folge der Reizung durch die Drüse und äußern sich in häufigem Wasserlassen, tagsüber und nachts.

Mit der Zeit können Folge-Veränderungen am Harntrakt entstehen, zu dem Harnröhre, Harnblase, Prostata und die Nieren gehören. Die maschendrahtartig angeordnete Harnblasenmuskulatur kann durch die dauernde übermäßige Beanspruchung dicker werden und zu Schleimhaut-Ausstülpungen zwischen den gitterartig angeordneten Muskel-Bündeln führen. Diese Ausstülpungen werden als Harnblasenpseudodivertikel bezeichnet und läuten oft einen Teufelskreis von zunehmenden Beschwerden wie Blasenentzündungen oder Bildung von Harnblasensteinen ein, auch dies tückischer Weise schleichend.

Viel zu oft tritt eine komplette „Harnsperre“ auf. Auslöser kann die Aufnahme größerer Flüssigkeitsmengen sein (Kneipenbesuch). Die Unmöglichkeit zum Wasserlassen führt zu beträchtlichen Schmerzen und muss notfallmäßig mittels Katheterisierung versorgt werden. Im Extremfall kann die Situation in einer Abflussstörung der Nieren enden, die ohne Therapie unweigerlich zum Nierenfunktionsverlust und zur Dialysenotwendigkeit führen kann.

Zur Therapie der durch die wachsende Prostata verursachten Probleme beim Wasserlassen können in den Anfangsstadien pflanzliche Mittel eingesetzt werden (z.B. Kürbiskern- und Sägepalmextrakte). Wenngleich ein wissenschaftlicher Beleg der Wirksamkeit dieser Mittel aussteht, so sind doch eine Reihe von Männern mit der Wirkung durchaus zufrieden.

Sind die Symptome stärker ausgeprägt, kommen zwei Medikamente, einzeln oder in Kombination zum Einsatz:  Alpha-Blocker, die durch Erschlaffung der Muskulatur am Blasenhals die Blasenöffnung zur Harnröhre erleichtern sowie 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, die zu einem Absterben von Prostatadrüsenzellen führen. Gemeinsam ist beiden Medikamenten-Gruppen, dass sie nur wirken, solange man sie einnimmt.

Und dass beide letztlich nur zu einer Verschiebung des Operationszeitpunktes führen. Die operative Therapie der Prostatavergrößerung ist das tägliche Brot der Urologie. Die von den Europäischen Urologen erstellte Leitlinie erklärt die endoskopische Ausschälung der Prostata (TUR-P) nach wie vor als Gold-Standard in der Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung, mit der sich jede neue Methode messen muss.

23. Dezember 2020