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Echt ätzend: Vorsicht beim Heimwerken mit Zement

Gesundheitstipp von Dr. med. Ernst Georg Hasche, Leitender Oberarzt der Hautklinik

Gerade in den warmen Jahreszeiten verlagert man gerne seine Aktivitäten bevorzugt auf Wohnung, Haus und Garten. In Videoplattformen kann man sich dank zahlreicher Tutorials vermeintlich nahezu jede handwerkliche Tätigkeit autodidaktisch aneignen. So werden Projekte ersonnen, bei denen auch Zement zum Einsatz gelangt.  Doch Vorsicht: Zement ist gefährlich, wenn man unsachgemäß mit ihm umgeht. Tatsächlich handelt es sich hier um ein allgemein vollkommen unterschätztes Gefahrenpotential, das Hautärzte aber aus ihrer Praxis schon lange nur zu gut kennen.

Neben Wasser, Sand oder Kies und anderen Zusatzstoffen enthält Zement als grundlegenden Bestandteil gebrannten Kalk, wie Calciumoxid seinem Herstellungsprozess nach auch genannt wird. Es gelangt mit dem Zementmehl in die Mischung. Mit Wasser reagiert Calciumoxid zu Calciumhydroxid, das trotz seiner geringen Löslichkeit in Wasser eine starke Lauge bildet. Aus den Calciumsilikaten und Calciumalumosilikaten des Zements entstehen mit Wasser die entsprechenden schwerlöslichen Hydrate, deren nadelförmige Kristalle schließlich zu einem dichten Filz verwachsen und damit die Festigkeit des ausgehärteten Mörtels oder Betons verursachen. Die Zementlauge mit einem pH-Wert von 12 oder gar mehr führt, besonders bei längerem Einwirken, zu schweren Verätzungen der Haut, dem sogenannten Zementbrand, der das Körpergewebe auf mehrfache Weise stark schädigt, wobei aber dieser Prozess anders als bei Verätzungen durch Säuren nur ganz allmählich zum Stillstand gelangt.

Dieses Geschehen hat nicht selten großflächig abgestorbenes Gewebe zur Folge und zerstört ebenfalls die Nerven in den betroffenen Arealen. So kommt es dabei meist leider erst spät zu einem warnenden Schmerzempfinden, was ein zusätzliches Gefahrenmoment darstellt und schweren Verätzungen Vorschub leistet. Die Gefahr wird deshalb oft viel zu spät erkannt.

In jedem Fall sollte sofort ein Hautarzt hinzugezogen werden, um die bereits eingetretenen Schäden sachkundig einzuschätzen, behandeln und so weiteres Unheil verhindern zu können. Aber auch in trockenem Zustand birgt Zement erhebliche Gefahren für die Gesundheit. Das Tragen einer Schutzbrille kann verhindern, dass der ätzende Zementstaub in die Augen gelangt, ein Mund- und Nasenschutz hält ihn wirksam von Atemwegen und Lunge fern.

Generell dürfen Arbeiten mit flüssigem Mörtel oder Beton nur mit Handschuhen und geeigneter Schutzkleidung ausgeführt werden, um möglichst jeden Hautkontakt mit dem gefährlichen Material zu vermeiden. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch unbeabsichtigt zu einem solchen Hautkontakt, müssen die betroffenen Areale unverzüglich, lange und mit reichlich kaltem Wasser gespült werden.

Professionelle Bauarbeiter wissen um alle diese Gefahren aus ihrer täglichen praktischen Erfahrung wie auch vom Berufsschulunterricht und verhalten sich deshalb sachgemäß und mit dem gebotenen Respekt beim Umgang mit Zement, flüssigem Mörtel und Beton. In jedem Fall ist falscher Heldenmut hier ganz und gar fehl am Platze, und so bleibt es natürlich ohne Frage die beste Lösung, Handwerksarbeiten dieser Art nicht selbst zu wagen, sondern sie dem Können der Profis anzuvertrauen.