„Ein Delir zu erleiden erhöht die Mortalitätsrate als auch die Anzahl an Komplikationen der Patientinnen und Patienten“, erklärt Pflegewissenschaftlerin Rebekka Clemens. Grund genug sich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen, da es u. a. die Versorgungsqualität erhöht. Ein Delir ist ein Zustand akuter Verwirrtheit. Es werden zwei Formen des Delirs unterschieden: Beim hyperaktiven Delir zeigen Betroffene ein eher unruhiges und gereiztes Verhalten, wohingegen beim hypoaktiven Delir die Patient*innen teilnahmslos werden. Das Erkennen ist schwierig, da auch dementielle Erkrankungen dieses Verhalten auslösen können.
In einem Pilotprojekt hatte Rebekka Clemens sich mit pflegerischen Multiplikator*innen dem Thema angenommen und dieses Wissen wird regelmäßig an einem Aktionstag weitergegeben. Der klinikumsinterne Aktionstag richtet sich nach dem weltweit ausgerufenen World-Delirium-Awareness-Tag, der jedes Jahr im März stattfindet. An diesem Tag soll das Bewusstsein für Delir und seine Auswirkungen auf Patient*innen, Familien und das Gesundheitssystem geschärft werden. So hat das Team für Mittwoch (13.) wieder einen Aktionstag im Klinikum organisiert. Mithilfe des Netzwerks „Allianz Demenzfähiges Darmstadt“ konnte ein Demenz-Parcours bereitgestellt werden. Darüber hinaus bietet ein Info-Stand Materialien über die Themen Delir sowie auch Demenz.
Die Multiplikatoren*innen sind aber nicht nur an diesem Tag aktiv. Sie erstellen Fortbildungsflyer und organisieren regelmäßige Fortbildungstreffen. „Ich bin glücklich über die mittlerweile 17 Multiplikatoren und Multiplikatorinnen auf den Stationen, die seit diesem Jahr auch aus verschiedenen Berufsgruppen kommen und die anderen Kolleginnen und Kollegen für das Thema Delir sensibilisieren“, sagt Rebekka Clemens. Zu den Multiplikator*innen zählen Ergo- und Physiotherapeut*innen, Alltags- und Demenzbegleiter*innen und Pflegefachpersonen.
„Ein Alter ab 65 Jahren, bestehende kognitive Einschränkungen, altersbedingte Gebrechen und ein Eingriff mit einer Narkose erhöhen das Risiko für ein Delir“, erklärt Rebekka Clemens weiter. „Das Risiko kann man vermindern, wenn man dafür sorgt, dass die Patient*innen ein individuelles nicht-medikamentöses Interventionsbündel erhalten. Das kann beispielsweise die Anwendung der notwendigen Seh- und Hörhilfen oder die zeitliche und räumliche Reorientierung sein. Außerdem sollte natürlich darauf geachtet werden, dass sie mobilisiert werden, grundlegende Bedürfnisse beachtet werden und keine Schmerzen haben.“ Kleine Dinge, wie tageszeitgemäße Begrüßungen mit Namen oder Mahlzeiten zur Orientierung können hier schon helfen. „Ein wichtiger Hinweis für Pflegefachpersonen ist auch, wenn Angehörige sagen, sie erkennen den Patienten nicht wieder, da er sich total verändert hat.“
„Auf der Intensivstation haben wir es relativ häufig mit Patienten und Patientinnen, die ein Delir entwickeln, zu tun“, erklärt Intensivpfleger Sebastian Weimer. Aus diesem Grund sei die Sensibilität für das Krankheitsbild groß und Angehörigen werden früh eingebunden. Zwischen drei und 29 Prozent aller Patient*innen entwickeln ein Delir, insbesondere im Bereich nach operativen Eingriffen.