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Diagnose Schlaganfall - wie behandeln, wie verhindern?

Interdisziplinäres und schnelles Handeln ist überlebenswichtig: Gesundheitstipp von Prof. Dr. Rainer Kollmar, Prof. Dr. Marius Hartmann, PD Dr. Karsten Geletneky

„Ein Schlaganfall ist eine bedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankung mit weitreichenden Folgen: Jährlich erleiden zirka 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall.“ So zitiert Professor Dr. Rainer Kollmar, Direktor der Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin, die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe. Statistisch gesehen erleidet jeder sechste Mensch im Laufe seines Lebens einen Schlaganfall. Ein Schlaganfall lässt sich häufig verhindern, wenn Risikofaktoren erkannt und wirksam behandelt werden. Falls allerdings Symptome eines Schlaganfalls auftreten, muss extrem schnell gehandelt werden und unverzüglich eine Vorstellung im Krankenhaus erfolgen.

Unter dem Begriff „Schlaganfall“ werden eine kritische Minderdurchblutung im Gehirn sowie eine Einblutung ins Gehirn verstanden. Die klinischen Symptome unterscheiden sich allerdings nicht. Bei einer Minderdurchblutung wird die Blutzufuhr zu bestimmten Teilen des Gehirns kritisch unterbrochen, sodass dieses Hirngebiet nicht mehr mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Zucker versorgt wird. In Abhängigkeit von Ausmaß der Minderdurchblutung und Dauer kommt zu einer Funktionsstörung des Gehirns mit entsprechenden Symptomen. Je länger diese Funktionsstörung anhält, desto geringer sind die Chancen, dass sich das Gehirn wieder erholt. Bei einer Hirnblutung kommt es zu einer Einblutung ins Gehirngewebe und durch die Verdrängung von Hirngewebe zu einer Funktionsstörung. 

Besonders wichtig ist es, Symptome eines Schlaganfalls zu erkennen. Hierzu gehören beispielsweise eine Lähmung, Gefühlsstörung, Sehstörung, Sprachstörung oder plötzlicher Schwindel.
Für das Erkennen hat sich mittlerweile der FAST-Test etabliert. Dieser einfache, aus dem Englischen abgeleitete Test hilft, die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen:


- F (Face): Fragen Sie die Person, zu lächeln. Ist das Lächeln asymmetrisch?
- A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme auszustrecken. Kann sie sie halten, oder sinkt ein Arm nach unten?
- S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz wiederholen. Gibt es Verwirrung oder Unverständlichkeit?
- T (Time): Wenn eines dieser Anzeichen vorhanden ist, ist Zeit entscheidend. Rufen Sie sofort den Notruf an.

Falls diese Symptome auftreten, wenn auch nur wenige Minuten, oder auch bei Unsicherheit, ob es sich um Schlaganfallsymptome handelt, muss sofort der Rettungsdienst verständigt werden, um die Diagnose zu sichern und eine wirksame Behandlung durchzuführen.

„ Patienten mit Schlaganfallsymptomen müssen umgehend in einem Krankenhaus mit einer speziellen Schlaganfalleinheit, einer sogenannten „Stroke-Unit“ vorgestellt werden, um schnell und effektiv zu handeln“ , erklärt Prof. Dr. Kollmar. Das Klinikum Darmstadt verfügt über eine der größten Stroke-Units in Hessen und behandelt die meisten Schlaganfallpatienten hessenweit. Nur durch eine schnelle Diagnostik mittels Computertomographie oder MRT kann eine Minderdurchblutung von einer Hirnblutung unterschieden werden. Da diese Erkrankungen in ihrer Ursache ganz unterschiedlich sind, sollte im Akutfall auch keine häusliche Selbstmedikation wie die akute Einnahme von gerinnungshemmenden Substanzen erfolgen. 

Im Falle einer Minderdurchblutung besteht das Therapieziel in der Klinik in einer Wiederherstellung des Blutflusses durch bestimmte Medikamente (Thrombolyse) oder sogenannte interventionelle Verfahren. Im Klinikum werden ebenfalls hessenweit die meisten Thrombolysen durchgeführt.

Bei 10 bis 15 Prozent der Patienten lässt sich das Blutgerinnsel zudem durch interventionelle Verfahren entfernen, die sogenannte Thrombektomie. „Bei der Thrombektomie wird durch einen über eine Leistenpunktion eingeführten Mikrokatheter der Thrombus aus er Hirnarterie entfernt. Dieses Verfahren ist am Klinikum Darmstadt rund um die Uhr verfügbar und liefert extrem gute Ergebnisse“, schildert Prof. Dr. Marius Hartmann, seit 1. Januar 2024 Direktor des Instituts für Radiologie,  Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum. Hierfür ist ein schnelles und zielgerichtetes Zusammenspiel der Fachdisziplinen Neurologie, Neuroradiologie und Anästhesie notwendig. Thrombektomien werden schließlich in Vollnarkose durchgeführt.  Die weiteren Behandlung findet dann auf der Stroke-Unit statt oder auch auf der neurologischen Intensivstation.

Auf der beiden Stationen arbeitet ein speziell ausgebildetes interdisziplinäres Team bestehend aus fachspezifischer Pflege, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Ärzten unter Einbindung andere Fachdisziplinen. Lebensbedrohlich erkrankte Patienten werden auf der neurologischen Intensivstation gemeinsam mit der Klinik für Neurochirurgie behandelt. „Bei großen Schlaganfällen oder auch bei Hirnblutungen ist eine Operation häufig die einzige Option, Leben und Funktion zu erhalten“, so PD Dr. Geletneky, der die Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Darmstadt leitet. Auf der Schlaganfallstation werden die Patienten dann überwacht, um eine mögliche Verschlechterung zu erkennen, aber auch Ursachen zu detektieren.

Ursachen eines Schlaganfalls können beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Gefäßengstellen, Gerinnungsstörungen oder eine Kombination vieler Risikofaktoren sein. Je nach Ursache findet eine spezifische Therapie statt. So lassen sich Gefäßengstellen entweder operieren oder auch mittels Stent behandeln.

Nach einem Schlaganfall ist eine Rehabilitation entscheidend, um die Funktionen des Körpers wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Dies kann Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie und psychologische Unterstützung umfassen.

Ein Schlaganfall kann lebensverändernd sein, aber mit rechtzeitiger Erkennung, schneller Behandlung und Präventionsmaßnahmen können viele Schlaganfälle verhindert oder ihre Auswirkungen minimiert werden.

Es ist durchaus möglich, Schlaganfälle zu verhindern durch eine gesunde Lebensweise, Blutdruckkontrolle sowie Cholesterin- und Blutzuckerkontrolle.


Wie lässt sich ein Schlagfall verhindern?:
 Gesunde Lebensweise:
 Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, die Vermeidung von Tabak und übermäßigem Alkoholkonsum sowie die Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts können das Risiko eines Schlaganfalls reduzieren.   
 Blutdruckkontrolle: 
Ein hoher Blutdruck ist ein Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle. Regelmäßige Überwachung und Kontrolle des Blutdrucks sind wichtig, um das Risiko zu minimieren.
 Cholesterin- und Blutzuckerkontrolle: Hohe Cholesterin- und Blutzuckerwerte erhöhen ebenfalls das Schlaganfallrisiko. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige ärztliche Untersuchungen können dabei helfen, diese Werte im Griff zu behalten.
 Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Regelmäßige ärztliche Untersuchungen können helfen, potenzielle Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.