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Haustiere – Der beste Freund des Menschen als Gesundheitsrisiko?

Gesundheitstipp von Dr. med. Carolin Becker, Funktionsoberärztin der HNO-Klinik.

Bereits während des ersten Lockdowns im vergangenen Frühjahr gab es einen regelrechten Boom auf den Erwerb von Haustieren, insbesondere von Hunden und Katzen. Durch die Corona-Krise fühlen sich viele Menschen einsam, haben generell mehr Zeit oder sie entdecken eine neue Liebe zu Natur und Spaziergängen. Sowohl Züchter als auch Tierheime wurden in den vergangenen Monaten mit Anfragen überhäuft. In deutschen Haushalten leben derzeit mehr als 30 Millionen Haustiere, wobei die Katze mit Abstand der beliebteste Gefährte des Menschen ist.

Leider haben schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland eine allergische Erkrankung. Tiere und leider gerade auch Katzen gehören neben Pollen (Heuschnupfen) und Hausstaubmilben zu den häufigsten Auslösern einer Atemwegsallergie. Neben Katzen und Hunden, können darüber hinaus aber auch Meerschweinchen, Kaninchen, Hamster, Pferde und Vögel Allergien auslösen. Der häufig benutzte Begriff „Tierhaar“-Allergie ist irreführend, denn es sind nicht die Haare, sondern Hautschuppen, Speichel und Exkremente der Tiere, die zu Beschwerden führen können. Die Allergene sind so klein, dass sie sich an Staubpartikel binden und an Kleidern und Möbeln haften bleiben können. Daher können Beschwerden auch dann auftreten, wenn kein direkter Kontakt zu einem Tier im engeren Umfeld besteht. Katzenallergiker reagieren zumeist auf alle Rassen, wohingegen es bei Hundeallergien die Chance gibt, dass eine andere Hundeart oder sogar weibliche Hunde besser vertragen werden.

Was passiert nun eigentlich, wenn man allergisch reagiert?  Das Immunsystem bildet fälschlicherweise Antikörper gegen eigentlich harmlose Stoffe. Bei erneutem oder wiederholtem Kontakt mit diesem sogenannten Antigen werden diese Antikörper neuerlich freigesetzt und lösen so allergische Symptome aus. Oft beginnt es harmlos: Die Nase läuft oder ist verstopft, die Augen jucken, der Hals kratzt. Auch Kopfschmerzen, Hautausschläge und im schlimmsten Fall Asthma sind weitere Symptome. Wenn der Verdacht auf eine Allergie besteht, sollte dies ärztlich abgeklärt werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird ein Hauttest und/oder ein Bluttest vorgenommen. 

Antihistaminika, kortisonhaltige Nasensprays oder Augentropfen können zwar Symptome einer Allergie lindern, sollten jedoch nur in Ausnahmefällen auf Dauer eingenommen werden. Am wichtigsten ist tatsächlich die Allergenkarenz, also das Vermeiden des Kontakts mit dem Tier, auf dessen Antigene man sensibel reagiert. Bei starken Beschwerden kann dies bedeuten, dass das geliebte Haustier zum Wohle der eigenen, gefährdeten Gesundheit abgeschafft werden muss.  

Eine spezifische Immuntherapie oder auch Hyposensibilisierung kommen nur in Frage, wenn sich der Kontakt zum Auslöser in keiner Weise vermeiden lässt, zum Beispiel bei Tierärzten oder Führern von Blindenhunden.

Wenn der Stress und die emotionalen Probleme durch eine Trennung vom Tier jedoch schlimmer sind als die Allergiebeschwerden, kann bei leichten Symptomen das Tier gegebenenfalls auch behalten werden. Dann sollte man das Tier aber wenigstens vom Schlafzimmer fernhalten, regelmäßig die Fußböden wischen sowie auf Teppichböden in den Wohnräumen verzichten, und das Haustier regelmäßig waschen. 

Bei Personen, die sich ein Haustier anschaffen möchten und bisher nicht von Allergien betroffen waren und keine familäre Vorbelastung haben, ist ein vorheriger Allergietest nicht notwendig.  Beachtet werden sollte jedoch, dass das Allergierisiko von Kindern genetisch mitbedingt ist. So beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder eine Allergie entwickeln, 20 bis 40 Prozent, wenn ein Elternteil betroffen ist. Leiden beide Eltern unter allergischen Erkrankungen, steigt das

Allergierisiko beim Kind auf 50 bis 60 Prozent. In solchen Fällen ist die Anschaffung eines Haustieres in der Tat nicht ratsam. Hier sollte eine vorherige Beratung bei einem Allergologen erfolgen.