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Hirn-OP im Wachzustand

Neurochirurgie auf Universitätsniveau: 60 Jahre alter Patient spricht während einer Hirn-Operation, bei der ein Tumor entfernt wird, mit seiner Logopädin

Auch in einem großen Maximalversorger Krankenhaus der Maximalversorgung, in dem 95 Intensivbetten zur Verfügung stehen, gibt es Operationen und Behandlungen, die nicht alltäglich sind: Die Hirn-Operation eines 60 Jahre alten Mannes, die im Wachzustand von PD Dr. Karsten Geletneky durchgeführt wurde, war so eine.

„Der Patient hatte durch den Hirn-Tumor schon erste Sprachausfälle, das heißt, der Tumor lag direkt am Sprachzentrum. Bei der erforderlichen Tumorentfernung gab es also das große Risiko, Bereiche zu entfernen, die für die Sprache zuständig sind“, erläutert Dr. Geletneky, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Darmstadt. „Unser Ziel bei dieser Operation war, so viel wie möglich von dem Tumor zu entfernen, ohne das Sprachzentrum zu tangieren. Daher bot eine OP im Wachzustand den sichersten Eingriff.“

Solch ein Eingriff muss sehr gut vorbereitet werden und braucht ein hervorragend arbeitendes interdisziplinäres Team. Mit dem Anästhesisten Dr. Bernd Schönes, dem Anästhesie-Fachpfleger Jost Reineke und der Logopädin Janina Deschamps war das Team perfekt aufgestellt.  So ein Eingriff funktioniere nur, wenn der Zustand des Patienten relativ stabil ist und er sich auch psychisch dazu in der Lage fühlt, ergänzt der Neurochirurg.  Dazu kommt, dass es ein großes Vertrauensverhältnis geben muss, zwischen dem Patienten und den Beteiligten. So haben sich der Mann und die Logopädin bereits zwei Tage zuvor zusammengesetzt um ihn auf die während der Operation erforderlichen Sprachaufgaben optimal vorzubereiten, Fragen zum Ablauf des Eingriffs wurden ausführlich mit den beteiligten Ärzten besprochen. 

Dr. Schönes hat solche Eingriffe schon in der Uniklinik Frankfurt mitgemacht, daher war es für ihn kein absolutes Novum, den Patienten für die Schädeleröffnung und den Zugang zum Tumor in tiefen Schlaf zu versetzen, um ihn dann wieder für die Phase der Tumorentfernung aufzuwecken.  Fünf Stunden hat der Eingriff gedauert. Eine Zeit, so erzählt Janina Deschamps, in der der Patient sein halbes Leben erzählt habe. Alle, allen voran Dr. Geletneky, sagen, der Eingriff war ein sehr großer Erfolg. „Wir sind sehr zufrieden, denn wir konnten viel mehr von dem Tumor entfernen, als wir gedacht hatten. Je mehr man vom Tumor erwischt, umso günstiger ist die Prognose.“

Dank Neuronavigation unter dem OP-Mikroskop sieht der Operateur genau die Lage des Tumors. Mit der zusätzlich eingesetzten Stimulierung durch elektrische Ströme konnte Dr. Geletneky während der Gespräche zwischen Patient und Logopädin die Areale, die für die Sprache zuständig sind,  genau herausfiltern und wusste so, wo er kein Gewebe entnehmen durfte.

Nach dem Eingriff verbrachte der Patient eine Nacht zur Kontrolle auf der Intensivstation, danach noch sechs Tage auf Station.

Das Team um Dr. Geletneky hat mittlerweile schon einen zweiten Eingriff im Wachzustand vorgenommen: Dieser Patient wurde während des Eingriffs zu Bewegungen animiert, denn der Tumor drückte bei ihm auf den Hirnbereich, der für die Motorik zuständig ist. „Auch dieser Eingriff ist sehr gut verlaufen. Ohne diese Operationstechnik hätte der Patient die Tumorentfernung sicher nicht ohne schwere Defizite überstanden“, so Dr. Geletneky. Am 13. Juni steht dem Team ein dritter Eingriff im Wachzustand bevor.

Kontakt: 

PD Dr. Karsten Geletneky

Klinikum Darmstadt

Grafenstraße 9

64283 Darmstadt

Telefon 06151 - 107 8050