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Lungenembolien: „Die Gefahr lauert überall“

Gesundheitstipp vom Leitenden Oberarzt Angiologie, Privatdozent Dr. med. Jörg Herold von der Klinik für Gefäßmedizin

Der klassische Fall: Der Urlaub in Mexiko war toll - aber jetzt schmerzt das rechte Bein. Es werden ein paar Schmerztabletten eingenommen und man geht wieder zur Arbeit. Obwohl der Patient vor Jahren schon einmal im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes eine Thrombose im anderen Bein hatte und somit als Risikopatient gilt, werden erste Wahrzeichen ignoriert und lediglich der alte Thrombosestrumpf angezogen und die Schmerzen mit Tabletten behandelt. Erst zwei Wochen nach dem Urlaub stellt sich der Patient mit einem massiv geschwollen und schmerzhaften Bein sowie mit Atemnot beim Arzt vor. Neben einer Thrombose des rechten Beines wird nun auch eine Lungenembolie diagnostiziert und der Patient wird im Krankenhaus aufgenommen.

Denn eine Lungenembolie ist unbehandelt eine tödliche Erkrankung. Die Gefahr lauert überall. Bei der Lungenembolie sind die Lungenarterien verstopft, dies tritt plötzlich auf und belastet akut die rechte Herzkammer. Das kann schnell lebensbedrohlich werden. Wichtig zu wissen ist, dass die Blutgerinnsel, die zu einer Lungenembolie führen können, überall im Körper entstehen können. Häufige Auslöser sind Venenthrombosen in den Beinen, wie sie zum Beispiel nach langen Flugreisen auftreten können. Die Gerinnsel gelangen dann über den Kreislauf bis in die Lunge.

Immerhin ist die Lungenembolie die dritthäufigste vaskuläre Todesursache nach Herzinfarkt und Schlaganfall – die Schätzungen gehen von 40.000 Toten jedes Jahr in Deutschland aus. Die Mortalität von Patient*innen mit schweren Lungenembolien liegt bei 90 Prozent innerhalb der ersten Stunde. Daher ist die schnelle Vorstellung beim Arzt  das A und O. Patienten mit plötzlich aufgetretenen und unklaren Schmerzen in einem Bein z. B. nach Flugreisen oder längeren Krankenhausaufenthalten oder auch nach Verletzung sollten sich unbedingt auf Thrombosen untersuchen lassen.  Wenn dann zudem noch Atembeschwerden auftreten, ist Eile geboten.

In diesem akuten Fall sollten Betroffene schnell zum Hausarzt, zum Gefäßspezialisten oder gar als Notfall ins Krankenhaus gehen - über die Zentrale Notaufnahme, Chest Pain Unit oder über die Ambulanz der Gefäßklinik. 

Sind beide Beine betroffen und liegen die Beschwerden schon länger vor, dann können die Beschwerden auch vom Herzen oder den Nieren verursacht werden und eine Konsultation beim  Hausarzt verweist auf die richtige Fachdisziplin. Die Vorstellung beim Arzt sollte jedoch nicht aufgeschoben werden.  

Da die Symptome von Lungenembolien und Herzinfarkten oftmals nicht zu unterscheiden sind, kann über die richtige Diagnose der Thrombose / Lungenembolie nur der Ultraschall bzw. die Computertomographie Klarheit schaffen. Die Wahrscheinlichkeit für Thrombosen steigt stark an, wenn Patienten eine Krebserkrankung haben / hatten oder in den letzten drei Monaten einen chirurgischen Eingriff hinter sich hatten.

Auf jeden Fall muss bei einer Lungenembolie sofort eine Therapie eingeleitet werden: In der Regel mittels Heparin-Bauchspritzen (NMH) oder auch durch die neuen oralen Antikoagulantien (NOAK/DOAK).

Für die Lungenembolien liegen mittlerweile auch neue Leitlinien vor, die besagen, dass kleine Lungenembolien, die das Herz nicht belasten, auch ambulant behandelt werden können. Ist die Ursache klar - z.B. nach einer Operation - muss das Blutverdünnungsmittel in der Regel nur noch drei Monate lang eingenommen werden.

Handelt es sich um eine schwere Lungenembolie mit Luftnot, dann ist eine Herzbeurteilung unverzichtbar. Zur Entscheidung über die richtige Therapie, ist daher die Vorstellung des Patienten in einer Gefäßklinik oder in einem Krankenhaus mit kardiologischer Abteilung unumgänglich.

Gerade Krebspatient*innen oder Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen haben oftmals Thrombosen in den Beinen ohne die typischen Schmerzen, die mit einem Muskelkater vergleichbar sind. Viele Lungenembolien werden daher oftmals zufällig entdeckt, wenn radiologische Bilder aus anderen Gründen angefertigt werden.

Liegen in der Familie Thrombosen oder Lungenembolien vor, dann sollten sich junge Frauen vor einem Kinderwunsch vorab auf mögliche Gerinnungsstörungen untersuchen lassen – dies kann ihnen Leid ersparen und Fehlgeburten vermeiden.

Da eine Lungenembolie beim plötzlichen Auftreten eine tödliche Erkrankung ist, muss diese bei den ersten Anzeichen sofort abgeklärt werden. Wenn ein Bein plötzlich dick wird, ist eiliges Kommen geboten. Nur die sofortige Einleitung von blutverdünnenden Therapien rettet Leben und verbessert die Langzeitprognose der Patientinnen und Patienten.

22. Oktober 2019