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Magen-Darm-Infektionen - Empfehlungen der neuen medizinischen Leitlinie

Gesundheitstipp von Prof. Dr. Carl Schimanski, Direktor der Medizinischen Klinik II

Jeder kennt es und es kommt immer unerwartet: Magen-Darminfektionen mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind unangenehme Zeitgenossen, die uns das ganze Leben über schlagartig betreffen können.

Eine infektiöse Magen-Darm-Entzündung ist ein sehr häufiges Krankheitsbild. Obwohl Magen-Darm-Infektionen akut auftreten und auch sehr unangenehm sind, gibt es eine beruhigende Nachricht: Die meisten infektiösen Magen-Darm-Entzündungen sind selbstbegrenzend. Ihre Therapie ist meist rein symptomatisch, eine gezielte Medikamentengabe ist oft nicht notwendig.

Patienten mit akuten Durchfallerkrankungen suchen im Schnitt nach zwei Tagen ihren Arzt/Ärztin auf. Sind bei dem Patienten keine Zeichen für einen schweren Verlauf nachweisbar und gibt es keinen Hinweis auf einen Ausbruch oder eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit oder der Patientengesundheit, so kann auf eine genauere Erregerdiagnostik verzichtet werden.

Das Spektrum der möglichen auslösenden Erreger ist sehr umfangreich. Eine umfassende Abklärung aller infektiöser Magen-Darm-Entzündung wird in Anbetracht des geringen therapeutischen Nutzens gesundheitsökonomisch als nicht vertretbar eingeschätzt.

Die meisten infektiösen Magen-Darm-Entzündungen in Deutschland werden durch sogenannte enteropathogene Viren verursacht.  Dies sind Viren, die den Magen-Darm-Trakt infizieren und zu Übelkeit und Erbrechen führen können. Für diese Erreger steht derzeit in der Regel keine gezielte Therapie zur Verfügung.

In den meisten Fällen ist die wichtigste therapeutische Maßnahme eine Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution. Bei sehr einfach verlaufenden Fällen kann es durchaus genügen, verdünnte Säfte mit Salzstangen oder Hühnerbrühe zu sich zu nehmen. Der Flüssigkeitsersatz bei stärkerem Durchfall sollte in Form einer oralen Substitution erfolgen - mithilfe von speziellen zucker- und kohlenhydratbasierten Elektrolytlösungen. Hierzu gibt es von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Salz- und Glukosetrinklösungen, die man unter dem Namen WHO-Trinklösungen in der Apotheke erwerben kann. Wichtig hierbei ist, dass man nicht nur eine salzhaltige Lösung trinkt, sondern in einem bestimmten Verhältnis auch Zucker hinzugibt, da Salz und Zucker gemeinsam aufgenommen werden und somit auch die Rehydratation wesentlich effektiver ist. Dies stellt die WHO Trinklösung sicher. Als gänzlich ungeeignet zur oralen Rehydratation gelten reine Fruchtsäfte, Leitungswasser oder Limonaden wie Cola. Diese enthalten zu viel Zucker, was die Durchfallsymptomatik nochmals verstärken kann. Außerdem enthalten sie meistens deutlich zu wenig Salze, sodass die Flüssigkeit nicht in den Körper aufgenommen werden kann.

Bei starker Übelkeit können sogenannte Antiemetika, d.h. Medikamente, die gegen Übelkeit wirken, ärztlich verschrieben werden. Hierdurch ist die Mehrzahl aller infektiösen Magen-Darm-Entzündungen ambulant behandelbar.

Eine Erregerdiagnostik gilt jedoch als notwendig, wenn es sich um einen blutigen Durchfall handelt, eine Durchfallerkrankung länger als 14 Tage besteht, eine Immunschwäche besteht, in den letzten drei Monaten ein Antibiotikum eingenommen worden ist, der Durchfallerreger im Krankenhaus eingefangen wurde, Patienten in der Nahrungsmittelverarbeitung arbeiten, es eine Fallhäufung von mehr oder gleich zwei Fällen mit einem epidemiologischen Zusammenhang gibt oder insgesamt ein sehr schweres Krankheitsbild mit Fieber oder Blutvergiftung vorliegt. In diesen Fällen können u.a. bakterielle und behandlungspflichtige Ursachen vorliegen. Patienten mit derartigen Verläufen bedürfen somit einer erweiterten Erregerdiagnostik und bei Vorliegen von schwereren Krankheitszeichen (z.B. unstillbarem Erbrechen; Gewichtsverlust, Kreislauf-/Blutdruckbelastung, Bewusstseinsstörung) einer Krankenhausbehandlung.