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Sommer und Dialyse

Trifft die allgemeine Trinkmenge-Empfehlung auch für Dialyse-Patient*nnen zu?

Gesundheitstipp von Shaheera Donia Hamed, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie

 

Der menschliche Körper benötigt bei normalen Temperaturen 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Bei hohen Temperaturen steigt der Bedarf auf etwa zwei bis drei Liter pro Tag. Viele Menschen, vor allem Ältere, die nicht ausreichend trinken, erleiden Symptome einer Dehydrierung wie Verwirrtheit, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen bis hin zu Kreislaufstörungen und Bewusstlosigkeit.

Was ist im Sommer bei Dialyse-Patienten zu beachten, wenn die Temperaturen steigen? Gilt diese Empfehlung auch für sie? Die Antwort ist: In der Regel nicht!

Um den Hintergrund zu verstehen, ist es notwendig, einen groben Blick auf die Nierenfunktion zu werfen: Die Nieren spielen eine entscheidende Rolle für die Regulation des Flüssigkeits- und Salzhaushalts im Körper. Abgesehen davon regeln sie sowohl den Säure- und Basenhaushalt als auch den Blutdruck und entgiften den Körper. Auch zur Bildung roter Blutkörperchen und Regelung des Knochenstoffwechsels tragen die Nieren einen erheblichen Teil bei.

Bei einer Dialysepflichtigkeit beziehungsweise eingeschränkten Nierenfunktion in fortgeschrittenen Stadien ist die Urinproduktion gestört und in der Regel gering bis gar nicht vorhanden. Demnach verbleibt Flüssigkeit, die nicht ausgeschieden werden kann, im Körper. Allerdings wird über die Haut durchschnittlich etwa ein halber Liter Flüssigkeit bei normalen Temperaturen verdunstet. Bei Hitze oder stärkerem Schwitzen steigt der Flüssigkeitsverlust auf diesem Wege etwas mehr an.

Die Flüssigkeitsregulierung wird bei Dialyse-Patient*Innen vom Dialysegerät (Nierenersatztherapie) übernommen. Während der Dialysezeit kann jedoch nur eine begrenzte Menge an Flüssigkeitsüberschuss entfernt werden. Die Dialyse findet in der Regel 3-mal pro Woche für ca. je vier Stunden statt.

Eine chronische Nierenkrankheit (CKD) in fortgeschrittenem Alter gilt als einer der wichtigen Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Bei dieser Patient*nnengruppe (Herz- und Nierenkranke) ist eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz essentiell und eine Volumenüberladungen/Überwässerung führt in der Regel zu Atemnot, Bluthochdruck und Ödeme (Wassereinlagerungen) im Körper, was eine Funktionsstörung weiterer Organe hervorrufen kann.

Eine allgemeine Empfehlung der Trinkmenge für diese Patient*innen kann jedoch nicht ausgesprochen werden. Denn sie hängt von bestimmten Faktoren ab, wie z.B. Nierenrestfunktion/Urinausscheidung, Blutdruck, Gewicht und Gewichtsverlauf, Flüssigkeitsverluste über Haut, Lunge und Darm. Im Sommer steigt der Flüssigkeitsverlust über die Haut an, daher kann auch der Flüssigkeitsbedarf steigen. Die Betroffenen sollten mit ihrer(m) behandelnden Nephrolog*in abstimmen, wie viel Flüssigkeit sie an solchen Tagen trinken dürfen und sollten. Auch die Empfehlung der Medikamente gegen Bluthochdruck und zur Entwässerung für diese Zeit müssen individuell angepasst werden.

Tipps:

  • Wasser und natriumarme Mineralwasser sind sehr gute Durstlöscher.
  • Empfohlene Trinkmenge für den Tag bereitstellen und über den Tag verteilt trinken. Eiswürfel löschen den Durst besser als die gleiche Menge Flüssigkeit (pro Eiswürfel etwa 10 bis 30 ml berechnen).
  • Salzige Speisen meiden und auf verstecktes Salz in Fertiggerichten achten.

Fazit:

Eine allgemeine Empfehlung für die Trinkmenge während der Hitzewelle bei Dialyse-Patient*Innen ist nicht möglich. Für diese Patient*nnen ist eine individuelle Empfehlung durch die behandelnden NephrologInnen sowie die Anpassung der Medikamente für die Hitzeperiode erforderlich.