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Trigeminusneuralgie: der unerträgliche Gesichtsschmerz

Gesundheitstipp von PD Dr. Karsten Geletneky, Direktor der Klinik für Neurochirurgie

Die Schmerzattacken kommen aus heiterem Himmel. Das Bild, das Betroffene am Häufigsten verwenden, ist ein Blitzeinschlag, ein elektrisierender Schmerz, der weit über die Grenzen des Erträglichen hinausgeht. Dabei ist das Ereignis meistens auf einen Teil einer Gesichtshälfte beschränkt. Zwischen den Schmerzphasen, die typischerweise nur Sekunden und selten länger als zwei Minuten andauern, sind die Patient*innen schmerzfrei - bis zur nächsten Attacke, die auch mehrmals täglich auftreten können. Außer den Schmerzen weisen die Betroffenen keine Symptome wie Taubheitsgefühle oder Bewegungsstörungen im Gesicht auf. Viele Patient*innen berichten, dass sich die Schmerzen durch Berührung im Gesicht, Essen oder Trinken, aber auch Zähneputzen auslösen lassen. Das kann im Extremfall dazu führen, dass Patient*innen nicht mehr normal essen können und die Mundhygiene eingeschränkt ist.

Glücklicherweise können sich die Symptome auch von alleine wieder zurückbilden, meistens ist aber wegen der hohen Schmerzintensität eine Behandlung erforderlich.

Die meisten Patient*innen werden zunächst von Neurolog*innen behandelt. Diese schließen zuerst mögliche auslösende Erkrankungen wie eine Multiple Sklerose aus. Vor dem Beginn einer Therapie wird zudem empfohlen, dass durch eine Kernspintomographie oder eine Computertomographie abgeklärt wird, dass keine andere Erkrankung wie zum Beispiel ein Hirntumor Auslöser für die Schmerzen ist.

Die Ursache für die Schmerzattacken bleibt nicht selten unklar, allerdings findet sich bei vielen Betroffenen ein direkter Kontakt einer Arterie im Gehirn mit dem dort entspringenden Trigeminusnerven. Dadurch werden wahrscheinlich Kurzschlüsse im Nerven verursacht, die zu einer maximalen Schmerzwahrnehmung führen.

Die Behandlung erfolgt zunächst mit Medikamenten, die einen Einfluss auf die Reizweitergabe im Nerven haben. Die gleichen Substanzen werden auch zur Epilepsietherapie eingesetzt. Wenn es trotz dieser Maßnahmen nicht zu einer wesentlichen Besserung kommt, bestehen auch neurochirurgische Behandlungsoptionen, die im Einzelfall zu prüfen sind. Dabei kann der Nerv nach einer kleinen Schädeleröffnung hinter dem Ohr freigelegt werden. Wenn dabei ein enger Kontakt zu einem bedrängenden Gefäß nachweisbar ist, kann dieser durch Einlage kleiner Polster getrennt werden. Dadurch können häufig verzweifelte Patient*innen vollständig schmerzfrei werden. Da dieser Eingriff, der nach seinem Erfinder „Janetta“ benannt ist, in geübten Händen sehr sicher ist, kann er auch älteren Patienten angeboten werden. Die Erfolgsrate liegt mit mehr als 80 Prozent schmerzfreier Patient*innen sehr hoch. Weitere Verfahren bestehen in einer Schmerzausschaltung durch direkte Wärmebehandlung des Nervens über die Punktion mit einer Nadelelektrode. Der Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass der Nerv dabei beschädigt wird und daraus häufig Gefühlsstörungen im Gesicht resultieren. Ein in den vergangenen Jahren neu eingesetztes Therapiekonzept ist die Nervenstimulation, bei der durch spezielle Elektroden leicht Strom abgegeben wird, der die Schmerzimpulse des Trigeminusnerven übertönen kann. Hierzu ist dann die Implantation eines „Schmerzschrittmachers“ erforderlich.

Wichtig für die Betroffenen ist die enge Zusammenarbeit zwischen Neurologen und Neurochirurgen, um frühzeitig die beste Behandlungsstrategie festzulegen.