Eine Direktübertragung aus dem Herzkatheter-Labor im Klinikum Darmstadt in das Auditorium des internationalen „Complex Cardiovascular Therapeutics“ Kongresses im japanischen Kobe: Prof. Dr. Gerald Werner, Direktor der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivstation am Klinikum Darmstadt, erklärt direkt während des Eingriffs an einer Patientin, wie er vorgeht, und die Kongressteilnehmer schauen gespannt zu.
Prof. Werner ist Spezialist, wenn es um komplexe koronare Eingriffe, wie das Eröffnen chronisch verschlossener Herzkranzgefäße geht. In Deutschland gibt es nur wenige Herzzentren, in denen dieser Eingriff gemacht wird. Die Wiedereröffnung mittels Katheter zählt zu den anspruchsvollsten Prozeduren im Herzkatheter-Labor und gelingt in Herzkatheter-Laboren ohne große Erfahrung mit diesen Verschlüssen leider nur in 60 Prozent der Fälle. Dagegen gelingt es in erfahrenen Händen, diese Verschlüsse durch neue Techniken und Methoden in bis zu 95 Prozent der Fälle zu eröffnen.
„Man benötigt dafür viel Erfahrung, spezielle Katheter und eine besondere Technik“, erklärt Prof. Werner. Er und sein Team behandeln durchschnittlich jeden Tag ein bis zwei Patient*innen mit einem chronisch verschlossenen Herzkranzgefäß. „Es handelt sich dabei meist um relativ junge Patienten, meistens Männer, die über einen plötzlichen Leistungsverlust oder Einschränkungen bei Belastung klagen. Im Unterschied zu einem akuten Infarkt haben sich bei den chronisch verschlossenen Herzkranzgefäßen Umgehungswege gebildet, deren Kapazität aber unter Belastung nicht ausreicht, daher dann auch dann die Beschwerden.“
Mit diesem speziellen Herzkathetereingriff, bei dem meist eine Arterie im Unterarm, als Zugangsweg für den Katheter benutzt wird, kann eine Bypass-Operation vermieden werden. Katheter sind speziell geformte dünne und biegsame Kunststoffschläuche, die unter genauer Röntgenkontrolle über die Hauptschlagader bis in die Herzkranzgefäße gebracht werden. Der Unterschied zu einer normalen Herzkatheteruntersuchung ist, da das verschlossene Gefäß nicht mehr durchströmt wird, ist die Engstelle in der Kontrastmitteldarstellung nicht erkennbar und kann oft nur über die Darstellung der alternativen Gefäßumgebung lokalisiert werden. Nach Lokalisierung der Engstelle wird die Verengung mit unterschiedlich harten Drähten passiert. Anschließend wird die Verengung mithilfe eines Ballonkatheters stufenweise erweitert und schließlich mit einem Stent stabilisiert. Einfache Kathetereingriffe dauern in der Regel rund 30 Minuten, das Wiedereröffnen chronischer Verschlüsse kann mehrere Stunden dauern. In der Regel kann der Patient*in die Klinik aber am zweiten Tag wieder verlassen.