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Was ist zu tun bei Lymphknotenschwellungen?

Oberarzt Dr. med. Thorsten Wenzel zu den möglichen Ursachen der Schwellung.

Lymphknoten gehören zum sogenannten lymphatischen System, zu dem unter anderem auch die Lymphgefäße und andere Organe (Milz, Tonsillen bzw. „Mandeln“) zählen. Im menschlichen Körper finden sich durchschnittlich mehr als 500 Lymphknoten, die meistens eine Größe von fünf bis zehn Millimetern haben (in der Leiste oder im Kieferwinkel teilweise auch etwas größer). Lymphknoten sind somit ein Teil der körpereigenen Abwehr, indem sie für die Filterung der Lymphe aus ihrem entsprechenden „Abflussgebiet“ und die Reifung und Vermehrung von Lymphozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen als Teil der zellulären Abwehr) zuständig sind.

Zu einer Schwellung beziehungsweise Vergrößerung von Lymphknoten kann es aus den verschiedensten Ursachen kommen. Am häufigsten liegt eine Virusinfektion vor, die sich rasch bessert und zu einer Normalisierung der Lymphknotengröße führt. Aus diesem Grund ist es in vielen Fällen gerechtfertigt, in Abstimmung mit der betreuenden Ärztin oder dem betreuenden Arzt zunächst wenige Wochen (orientierend zwei bis vier) zu warten, um den „Spontanverlauf“ abzuwarten. Voraussetzung für dieses Vorgehen ist natürlich die zuvor erhobene Anamnese und die körperliche Untersuchung. Je nach Befund sollte frühzeitig ergänzend das Blutbild und die Entzündungsparameter im Blut kontrolliert werden und ein Ultraschall des Lymphknotens erfolgen. Sind Lymphknoten auffallend groß und hart, ohne dass sie schmerzhaft sind, kann dies beispielsweise hinweisend auf bösartige Erkrankungen sein. Zu differenzieren beziehungsweise zu untersuchen gilt es auch, ob sich vergrößerte Lymphknoten nur an einer Stelle finden oder an verschiedenen Stellen im Körper. Weiterhin spielt der zeitliche Verlauf der Lymphknotenschwellung eine große Rolle und vor allem auch die Frage, ob es noch weitere Symptome (Hautausschlag, Halsschmerzen, Husten, Fieber, Gelenkbeschwerden, Gewichtsverlust u.a.) gibt. Die berufliche Anamnese (zum Beispiel beruflicher Tierkontakt oder Forstarbeit), die Reiseanamnese und die Frage nach anderen Risikofaktoren (Drogenkonsum u.a.) sind von großer Relevanz.

Sollten sich nach Abarbeiten dieser Punkte Hinweise ergeben, dass es sich nicht um eine kurzfristige Viruserkrankung handelt, sind weitere Schritte angezeigt. So kann im Blut nach verschiedenen Infektionserkrankungen gefahndet werden, die eventuell behandlungsbedürftig sind. Auch vermeintlich „alte“ Erkrankungen wie die Tuberkulose oder auch die Syphilis sollten unter Umständen in Betracht gezogen werden, gleiches gilt für Autoimmunerkrankungen, chronische granulomatöse Entzündungen (Sarkoidose) oder auch selten Speichererkrankungen. Hier kann ebenfalls spezielle Diagnostik veranlasst werden. In vielen Fällen wird dann eine stationäre Abklärung in der Klinik erforderlich sein.

Besondere Sorgfalt ist geboten, wenn der Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht, da eine frühzeitige Diagnose und Behandlung die Prognose von Betroffenen erheblich verbessern kann. Tastbare Lymphknotenschwellungen können durch solide Tumore (zum Beispiel Brustkrebs, Kopf-Hals-Tumore, Magenkrebs) verursacht werden und erfordern eine umfangreiche Diagnostik (u.a. radiologische und sonographische Bildgebung oder auch endoskopische Untersuchungen). Definitionsgemäß mit Lymphknotenschwellungen gehen verschiedene hämatologische Erkrankungen wie Lymphknotenkrebs (Hodgkin-Lymphom oder Non-Hodgkin-Lymphome) oder unterschiedliche Arten von Blutkrebs (Leukämie) einher. Oftmals kann hier schon ein auffälliges Blutbild als Teil der „Basisdiagnostik“ Hinweise auf eine hämatologische Erkrankung liefern. Hier ist je nach Gesamtkonstellation frühzeitig die operative Entnahme (Exstirpation) eines Lymphknotens erforderlich. Bereits in der Phase der Diagnostik und später im Rahmen der Therapie ist die interdisziplinäre Abstimmung verschiedener Fachdisziplinen heutzutage Standard – Tumorkonferenzen sind hierfür das entscheidende koordinierende Instrument zum Wohle unserer Patient*innen.