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Wenn zu viel Speichel zum Problem wird

Hypersalivation ist beeinträchtigend und stigmatisierend - Gesundheitstipp von Prof. Dr. Rainer Kollmar, Direktor der Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin

Speichel ist wichtig für die Nahrungsaufnahme und fürs Schlucken. Manchmal kann aber eine sogenannte Hypersalivation, auch als "vermehrte Speichelproduktion" bekannt, zum Problem werden.  Diese Erkrankung führt dazu, dass die betroffene Person eine größere Menge Speichel produziert als üblich, was oft zu Problemen wie ständigem Speicheln und dem Gefühl eines "überschüssigen Speichels" im Mund führt. 

Hypersalivation kann durch verschiedene Ursachen entstehen und betrifft unterschiedliche Personengruppen. An erster Stelle stehen dabei Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie M. Parkinson, Schlaganfällen, Amyotropher Lateralsklerose (ALS) oder Zerebralparese. Bei diesen Erkrankungen ist die Kontrolle über die Muskeln des Mundes und des Schluckens oft so beeinträchtigt, dass der Speichel nicht ausreichend geschluckt werden kann. Außerdem können Medikamentennebenwirkungen wie z. B. durch Antipsychotika und Beruhigungsmittel als Nebenwirkung eine gesteigerte Speichelproduktion verursachen. Infektionen und Entzündungen im Mund und Rachenraum können außerdem Probleme bei der Speichelproduktion bereiten. 

Eine vermehrte Speichelproduktion (Hypersalivation) kann für Patientinnen und Patienten äußerst belastend sein über soziale Stigmatisierung, Schwierigkeiten beim Sprechen, Schluckbeschwerden und Hautreizungen. 

Die Behandlung der Hypersalivation richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Eine Möglichkeit ist die Behandlung mit Medikamenten wie z. B. Anticholinergika sowie Antidepressiva. Diese Medikamente führen allerdings häufig zu Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Müdigkeit und Schwindel, außerdem ist ihr Nutzen beschränkt. Oft stellen Botulinumtoxininjektionen eine sehr einfache und suffiziente Maßnahme dar, um die Speichelproduktion zu reduzieren. Sie können zusätzlich zu einer Physiotherapie, bei der die Personen spezielle Übungen und Therapien zur Kontrolle der Schlundmuskulatur erhalten, durchgeführt werden. 

Besonders wichtig ist, dass eine genaue Diagnose durch einen Arzt erfolgt, um die Ursachen der Hypersalivation zu ermitteln und die passende Behandlung zu finden. Die Botulinumtoxin-Behandlung bei Hypersalivation wird angewendet, um die übermäßige Speichelproduktion zu reduzieren und sollte durch auf diesem Gebiet erfahrene und spezialisierte Ärzte erfolgen. Botulinumtoxin wirkt, indem es die Nervenimpulse blockiert, die die Speicheldrüsen zur Produktion von Speichel anregen. Dies führt zu einer Reduktion der Speichelproduktion und kann die Symptome der Hypersalivation erheblich lindern.

Bei geeigneten Patienten werden die genaue Lage und Größe der Speicheldrüsen durch Ultraschall ermittelt. Die Behandlung erfolgt durch gezielte Injektionen von Botulinumtoxin direkt in die Speicheldrüsen und dauert nur wenige Minuten. Der Effekt tritt normalerweise innerhalb von 3-7 Tagen nach der Injektion ein und hält etwa 3-6 Monate an. Nach dieser Zeit kann eine erneute Injektion erforderlich sein. 

Vorteile der Botulinumtoxin-Behandlung sind die geringe Invasivität und geringe Nebenwirkungsrate. Darüber hinaus ist die Behandlung reversibel, da der Effekt nach einigen Monaten nachlässt und keine dauerhaften Nebenwirkungen entstehen. Die Risiken und Nebenwirkungen sind überschaubar. So kann es zu Schmerzen und Schwellung an der Injektionsstelle kommen sowie zu einer Muskelschwäche, falls benachbarte Muskeln injiziert werden. Bei Injektionen unter Ultraschallkontrolle kommt diese Nebenwirkung nur äußerst selten vor. Außerdem kann es zu einem trockenen Mund kommen, der dann wiederum Schwierigkeiten beim Schlucken bereitet. Insgesamt lässt sich Hypersalivation in aller Regel gut behandeln sofern deren Ursache erkannt ist und die geeignete Therapie eingeleitet wird.

Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin